Japanisches Gericht erkennt dutzende Menschen als Hiroshima-Opfer an
Ein japanisches Gericht sprach dutzenden Menschen Entschädigungen wegen des Hiroshima-Atombombenabwurfes zu. Damit werden sie als Opfer anerkannt.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein japanisches Gericht dehnte die Definition der anerkannten Hiroshima-Opfer aus.
- Es sprach dutzenden Menschen Entschädigungen wegen des Atombombenabwurfes zu.
- Demnach haben sie Anspruch auf kostenlose medizinische Versorgung.
In einem ungewöhnlichen Urteil hat ein japanisches Gericht dutzenden Menschen Entschädigungen wegen des Atombombenabwurfs auf Hiroshima vor 75 Jahren zugesprochen.
Die 84 Kläger galten gemäss der offiziellen Definition bisher nicht als Opfer des US-Atombombenabwurfs. Sie hätten Anspruch auf kostenlose medizinische Versorgung, urteilte das Bezirksgericht von Hiroshima am Mittwoch. Damit dehnte das Gericht faktisch auch die Definition der staatlich anerkannten Hiroshima-Opfer aus, die in Japan als «Hibakusha» bekannt sind.
Nur in bestimmtem Radius als Hiroshima-Opfer anerkannt
Die japanische Regierung hatte nach dem Zweiten Weltkrieg festgelegt. Als «Hibakusha» wird anerkannt, wer den Atombombenabwurf auf Hiroshima am 6. August 1945 in einem bestimmten Radius des Hypozentrums überlebte. Diese Menschen haben in Japan Anspruch auf eine kostenfreie medizinische Versorgung.
Die 84 Kläger lebten während des Atombombenabwurfs ausserhalb dieser Zone. Sie argumentieren jedoch, dass auch sie gesundheitliche Schäden durch den radioaktiven Niederschlag infolge des Angriffs erlitten hätten.

Die Argumentation der Kläger sei «nicht unvernünftig», erklärte der vorsitzende Richter Yoshiyuki Takashima laut dem Sender NHK. Vorgelegte medizinische Dokumente hätten gezeigt, dass die Menschen unter Krankheiten litten, die in Zusammenhang mit dem Atombombenabwurf stünden. Damit seien sie die rechtliche Voraussetzung für die Anerkennung als «Hibakusha», sagte Takashima.
«Ein kompletter Sieg»: Jubel nach Urteil
Die Kläger und ihre Unterstützer brachen nach der Urteilsverkündung in Jubel aus. Ein Mann entrollte vor dem Gerichtsgebäude ein Banner, auf dem stand: «Ein kompletter Sieg».
Der japanische Staat trägt für alle älteren Bürger den grössten Teil aller Gesundheitskosten. Das Urteil vom Mittwoch hat deshalb vor allem einen symbolischen Wert. Viele Menschen haben seit Jahrzehnten um die Anerkennung als Opfer des Atombombenabwurfs auf Hiroshima gekämpft.