Justin Trudeau kritisiert Nachrichtenblockade durch Meta
Verheerende Waldbrände machen der Provinz British Columbia zu schaffen. Facebook zeigt keine News zur aktuellen Lage an. Für Kanadier wird das zum Problem.
Das Wichtigste in Kürze
- Verheerende Waldbrände machen der Okanagan-Region in British Columbia zu schaffen.
- Aufgrund des «Online News Act» werden keine Nachrichten auf Facebook und Co. angezeigt.
- Premierminister Justin Trudeau kritisierte diesen Zustand scharf.
Der Spätsommer entwickelt sich für viele Kanadier zu einem Albtraum. In der Okanagan-Region im Osten British Columbias mussten zehntausende Menschen ihre Häuser verlassen, viele Feuerwehrleute liessen in den Flammen ihr Leben.
Rund um die Städte West Kelowna und Kelowna ist die Lage besonders brenzlich. Gerade in Katastrophensituation wie dieser sind viele Menschen auf Informationen aus den Medien angewiesen. Das Problem: Aufgrund eines Beschlusses werden in sozialen Medien in Kanada keine Nachrichten mehr angezeigt.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat nun den Facebookkonzern Meta bei einer Pressekonferenz dafür stark kritisiert. Facebook-Nutzer in Kanada erhalten derzeit keine lokalen Nachrichten über die aktuelle Waldbrandlage. Auch auf Instagram werden derzeit keine Nachrichten an kanadische Nutzer ausgespielt.
Trudeau betonte, dass besonders in einer Krisensituation wie dieser, in der aktuelle Informationen äusserst wichtig sind, Facebook den finanziellen Gewinn des Unternehmens anscheinend über die Sicherheit der Menschen stellt. Er ergänzte, dass Facebook anstatt sicherzustellen, dass lokale Journalisten angemessen für ihre Arbeit entlohnt werden, die Verbreitung von Nachrichten auf seinen Plattformen unterbindet.
Anfang August begann Meta damit, auf den Plattformen Facebook und Instagram keine lokalen Nachrichten mehr auf den Profilen von kanadischen Nutzern anzuzeigen.
Dies geschah als Reaktion auf die geplante Einführung des «Online News Act» in Kanada. Dieses Gesetz soll insbesondere kleineren Medienunternehmen helfen, Zahlungen von sozialen Netzwerken wie Facebook für die Verbreitung ihres Contents zu erhalten. Infolgedessen kündigte Meta an, dass solche Inhalte vor der Einführung des Gesetzes für kanadische Facebook-Nutzer nicht mehr verfügbar sein würden.
Vor allem junge Menschen auf Facebook und Co. angewiesen
In der Provinz British Columbia sehen viele junge Menschen die Nachrichtensperre kritisch. Wie wichtig die Verbreitung von Nachrichten über soziale Medien ist, verdeutlicht ein Gespräch mit jungen Kanadiern.
«Ich habe meine Nachrichten immer über Facebook bezogen. Mit einem Blick in die App wusste ich sofort, was in Kanada und der Welt passiert. Weil momentan keine Nachrichten angezeigt werden, habe ich erst zwei Tage später von den Waldbränden in Kelowna erfahren», sagt Ashley Maddison , die auf Vancouver Island im äussersten Südwesten der Provinz lebt, zur nau-Redaktion.
Über die aktuelle Lage in Kelowna halte sie sich via TikTok auf dem Laufenden. Auf der umstrittenen Videoplattform können etablierte Publisher wie «CBC» und «CTV News» weiterhin berichten.