Katholische Kirche verspricht nie wieder Kindermissbrauch
Die katholische Kirche in Australien war wegen zahlreichen Kindermissbräuchen unter Beschuss. Sie gelobt nun Besserung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die katholische Kirche in Australien will keine weiteren Missbrauchsfälle.
- Die Kirchenvertreter lehnten allerdings eine Lockerung des Beichtgeheimnisses ab.
Nach den schweren Missbrauchsvorwürfen gegen die katholische Kirche in Australien hat die Kirchenführung ein «Nie wieder» gelobt, zugleich aber Forderungen nach tiefer greifenden Änderungen etwa beim Beichtgeheimnis abgelehnt. Die «schändliche» Geschichte des Kindesmissbrauchs dürfe sich nicht wiederholen, erklärten die Bischöfe heute Freitag. Zugleich lehnten sie eine zentrale Forderung des Untersuchungsberichts ab, den eine Kommission im Dezember vorgelegt hatte: Am Beichtgeheimnis werde nichts geändert, hiess es.
Die Kirchenführung äusserte sich formell zu dem Bericht der Kommission, die über fünf Jahre den Missbrauch und seine Vertuschung in Institutionen untersucht hatte. Mehr als 15'000 Opfer wandten sich an das Gremium, viele der in öffentlichen Sitzungen oder hinter verschlossenen Türen gemachten Schilderungen waren erschütternd und teils hoch emotional.
«Nie wieder»
Die Kommission deckte neben Fällen in der Kirche auch solche in Waisenhäusern, Sportvereine, Jugendgruppen und Schulen auf. Viele der Straftaten liegen Jahrzehnte zurück.
Viele Bischöfe hätten nicht zugehört, den Betroffenen nicht geglaubt und nicht gehandelt, sagte der Vorsitzende der australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mark Coleridge. «Dieses Versagen hat es einigen Missbrauchstätern ermöglicht, wieder und wieder Unrecht zu tun, mit tragischen und manchmal tödlichen Folgen.» Die Bischöfe und Ordensvertreter hätten daher heute gelobt: «Nie wieder».
Eine der Forderungen des Berichts zielte auf eine Lockerung des Beichtgeheimnisses ab: Priester, denen Missbrauch gebeichtet werde, sollten künftig von ihrem Schweigegelübde befreit werden. Die Kirche bezeichnete dies jedoch als «nicht verhandelbar».
Sicherheit und Beichtgeheimnis
«Nicht, weil wir uns als über dem Gesetz stehend sehen oder weil wir die Sicherheit von Kindern nicht als äusserst wichtig erachten», sagte Coleridge. Sicherheit und Beichtgeheimnis dürften jedoch nicht miteinander verknüpft werden.
Aus Sicht der Kirche würde eine Abschaffung des Gelübdes die Sicherheit von Kindern nicht erhöhen. Vielmehr würden Missbrauchstäter oder Opfer vermutlich eher davon abgehalten, sich zu bekennen. Damit ginge eine Chance verloren, Täter zu ermutigen, sich den Behörden zu stellen, und Opfer, sich Schutz zu suchen.
Gegenüber einer anderen Forderung der Kommission, beim Zölibat auf Freiwilligkeit des Klerus zu setzen, zeigte sich die Konferenz verhalten aufgeschlossen. Sie wolle im Austausch mit dem Heiligen Stuhl in der Frage theologische Expertise einholen.
«Kolossales Versagen»
Die katholische Kirche in Australien war in den vergangenen Jahren von Enthüllungen über sexuellen Kindesmissbrauch und dessen systematische Verschleierung erschüttert worden. Die nationale Untersuchungskommission wurde 2012 auf massiven öffentlichen Druck hin eingerichtet. Den Anschuldigungen zufolge waren zwischen 1950 und 2010 rund sieben Prozent der Priester in den Missbrauch verwickelt.
Dieses «kolossale Versagen» der australischen Kirche wie auch andernorts in der Welt habe Schaden angerichtet, sagte Coleridge. Nur Handeln könne Vertrauen wieder aufbauen, Worte reichten nicht.
Ende Juli hatte Papst Franziskus den Rücktritt des wegen Verschleierung von Kindesmissbrauchs verurteilten Erzbischofs von Adelaide, Philip Wilson, angenommen. Wenige Tage zuvor schloss der Papst mit Theodore McCarrick einen der prominentesten katholischen Würdenträger der USA wegen Missbrauchsvorwürfen aus dem Kardinalskollegium aus.