Nach den verheerenden Überschwemmungen in Brasilien sieht sich der rechtsradikale Staatschef Jair Bolsonaro mit Klagen über einen Mangel an Mitgefühl von seiner Seite konfrontiert.
Überschwemmungen in Brasilien
Überschwemmungen in Brasilien - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Rechtsradikaler Präsident fährt Jet-Ski an einem Strand im Süden des Landes.
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«Fast 500.00 Menschen sind von den Überflutungen in Bahia betroffen», twitterte am Mittwoch der linke Abgeordnete Marcelo Freixo. «Und wo ist der Präsident?» Er beklagte einen «Mangel an Mitgefühl» bei Bolsonaro.

Der Präsident war am Dienstag auf Jet-Ski an einem Strand des südlichen Bundesstaates Santa Catarina zu sehen gewesen. «Ich hoffe, dass ich meine Ferien nicht abkürzen muss,» sagte der ultrarechte Staatschef dort nach Angaben der lokalen Webseite von Santa Catarina ND Mais vor seinen Anhängern. Einige seiner Minister überflogen das Katastrophengebiet immerhin.

Bolsonaro hatte am Dienstag ein Dekret unterzeichnet, mit dem ein Kredit von umgerechnet rund 21 Millionen Euro für die Überschwemmungsregion freigegeben wird. Aber der Gouverneur von Bahia, Rui Costa, nannte dies «unzureichend». Costa, ein Vertreter der linsgerichteten Arbeiterpartei, hatte die Überschwemmungen als «die schlimmste Katastrophe in der Geschichte von Bahia» bezeichnet. Es sei zu früh, um den Schaden zu beziffern.

Die Überschwemmungen betreffen 136 Städte und Gemeinden und damit ein Drittel der Kommunen von Bahia. 77.000 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen.

Die Opferbilanz der Überschwemmungen, in denen das Land seit Ende November versinkt, erhöhte sich am Dienstag auf 21 Tote: Ein 19-jähriger Mann ertrank in der Stadt Ilheus.

Die Behörden teilten mit, seit 32 Jahren habe es in Bahia im Dezember nicht mehr so starke Niederschläge gegeben. In einigen Städten waren die Regenfälle so stark, dass die Regenmenge eines ganzen Monats fiel.

Die Meteorologen befürchten, dass in den kommenden Tagen heftige Gewitter in den stark besiedelten Bundesstaaten im Südosten Brasiliens wüten könnten, vor allem in Minas Gerais, Rio de Janeiro und São Paulo.

In Itapetinga, einer der am stärksten betroffenen Städte im Süden von Bahia, zeichnete Carlos Batista da Silva eine Linie oberhalb seines Kopfes an die Mauer, um zu zeigen, wie hoch das Wasser gestiegen war. «Wir haben versucht, die Möbel rauszuholen, aber wir hatten nicht die Zeit», erzählte da Silva. «Wir konnten nur den Fernseher retten.»

Wo das Wasser sich zurückgezogen hat, kommen Berge von Schutt und Trümmern zum Vorschein. Der Zugang zu den am stärksten überfluteten Gebieten ist nur mit einem Schlauchboot oder im Hubschrauber möglich.

Andernorts, etwa in Itambé, Canavieiras, Mascote und Candido Sales, wurde die Bevölkerung vorsichtshalber in Sicherheit gebracht, weil es neue Überschwemmungen geben könnte.

Die Feuerwehrleute von Bahia überwachen rund zehn Dämme, die zu brechen drohen. Etwa 40 Strassen sind beschädigt.

Zahlreiche Prominente haben zu Spenden für die Betroffenen aufgerufen, darunter die Sänger Gilberto Gil und Caetano Veloso, die aus Bahia stammen.

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