Krieg um Berg-Karabach: Armenien setzt auf Schutzmacht Russland
Im Konflikt um die umkämpfte Südkaukasusregion Berg-Karabach setzt Armenien im Fall einer weiteren Eskalation auf Russland als Schutzmacht.
Das Wichtigste in Kürze
- Armenien setzt im Konflikt um Berg-Karabach auf die Schutzmacht Russland.
- In den Städten Gjumri und Eriwan sind rund 3500 russische Soldaten stationiert.
Der russische Militärstützpunkt in Gjumri sei der wichtigste Sicherheitsfaktor in der Region. Dies sagte der armenische Botschafter in Moskau, Wardan Toganjan, der Agentur Interfax.
«Die Basis hat immer eine stabilisierende Rolle gespielt», sagte er. Gjumri liegt rund 120 Kilometer nördlich der armenischen Hauptstadt Eriwan. Zu dem Militärstützpunkt gehört auch eine Garnison in Eriwan.
In der Region gibt es seit Sonntag wieder Kampfhandlungen. Die verfeindeten Staaten Armenien und Aserbaidschan haben den Kriegszustand verhängt.
Aserbaidschan setzt Offensive fort
Aserbaidschan hat seine militärische Offensive in der umkämpften Region Berg-Karabach am Dienstagmorgen fortgesetzt. Die Truppen bewegten sich in Richtung der Stadt Füsuli und hätten vier armenische Panzer zerstört. Diese Angaben machte das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Baku.
In der Stadt Gadrut starb eine ältere Frau bei einem aserbaidschanischen Drohnenangriff auf den Hof eines Hauses. Drei Bewohner wurden verletzt.
Die internationale Gemeinschaft fordert ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen und eine Rückkehr zum Verhandlungstisch für eine friedliche Lösung des Konflikts. Russland hat sich als Vermittler angeboten.
Russland soll für Frieden und Ordnung sorgen
Der Vertrag über die russische Militärbasis läuft bis 2044. Demnach besteht die Aufgabe Russlands in der Südkaukasusregion darin, für Frieden und Ordnung zu sorgen. Das benachbarte Aserbaidschan hat wiederholt angekündigt, die fruchtbare Bergregion mit Militärgewalt zurückzuerobern. Seit dem Krieg in den 1990ern wird sie von Armenien kontrolliert.
Bei dem Blutvergiessen damals mit rund 30'000 Toten hatte sich Russland letztlich auf die Seite Armeniens gestellt. Seit 1994 gilt ein brüchiger Waffenstillstand.
Nach Angaben von Interfax sind etwa 3500 Soldaten in den Städten Gjumri und Eriwan stationiert. Zu dem Stützpunkt gehören ein Panzerbataillon, Dutzende Kampfflugzeuge und Raketenabwehrsysteme. Die Truppen sind auch für die Grenzsicherung zuständig.
Das seit Jahrhunderten von Christen besiedelte Berg-Karabach wurde unter Sowjetdiktator Josef Stalin dem muslimisch geprägten Aserbaidschan zugeschlagen. Armenien sieht es bis heute als historisches Unrecht an. Aserbaidschan wiederum beruft sich auf das Völkerrecht, nach dem Berg-Karabach zu seinem Gebiet gehört.
Vorwürfe auch an die Türkei
Parlamentschef Artur Towmassjan warf Aserbaidschan und der Türkei vor, sich für die Sprache der Gewalt entschieden zu haben. «Dieser Krieg, den das aserbaidschanisch-türkische Tandem vom Zaun gebrochen hat, ist kein Krieg des aserbaidschanischen Volkes. Es ist ein Krieg für den persönlichen Machterhalt von Ilham Aliyev», sagte der Politiker.
Der autoritäre aserbaidschanische Präsident Aliyev hatte wiederum Armenien vorgeworfen, sein Land angegriffen zu haben.
Mit Stand Montagabend bestätigte Berg-Karabach insgesamt 89 Tote seit Sonntag. Aserbaidschan gab neun Todesfälle an, darunter Zivilsten. Es gab zudem viele Verletzte auf beiden Seiten.
Berg-Karabach gehört gemäss Völkerrecht zu Aserbaidschan
Die von Armenien kontrollierte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Es wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt.
Das völlig verarmte Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht, die dort Tausende Soldaten sowie viele Waffen stationiert hat. Das öl- und gasreiche und militärisch hochgerüstete Aserbaidschan hat die Türkei als verbündeten Bruderstaat.