Kritik an Israel: «Opfer hatten nichts mit Krieg zu tun»
Israel hat nach eigenen Angaben eine Hamas-Zentrale in einer Moschee zerstört. Berichten zufolge könnten dort jedoch Flüchtlinge Zuflucht gesucht haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Israel sagt, dass sich in einer angegriffenen Moschee, eine Hamas-Kommandozentrale befand.
- Überlebende widersprechen diesen Aussagen und sprechen von einem Zufluchtsort.
In der Nacht auf Sonntag hat die israelische Armee in Zentralgaza nach eigenen Angaben erneut Kommandozentralen der Hamas angegriffen. Eine habe sich in Deir al-Balah in einem Gebäude befunden, in dem früher eine Schule gewesen sei, heisst es. Eine andere Kommandozentrale habe sich in demselben Gebiet in einem Gebäude befunden, das früher als Moschee gedient habe.
Mehrere Bomben haben die israelischen Militärjets auf die beiden Ziele abgeworfen. Arabischen Berichten zufolge kamen dabei mindestens 24 Menschen ums Leben, rund 100 sollen verletzt worden sein. Israels Armee erklärte, man habe vor den «präzisen» Angriffen zahlreiche Massnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern. Ausserdem wurde betont, dass die attackierten Gebäude der Hamas zur Planung und Ausführung von Terroranschlägen gedient hätten.
Dieser Darstellung widerspricht teilweise ein Bericht der Nachrichtenagentur AP. Dort heisst es, in der Moschee hätten Flüchtlinge Zuflucht gesucht. Auch in einem Beitrag der Hauptausgabe der «Tagesschau» auf SRF heisst es: In der ehemaligen Moschee sollen Kriegsvertriebene Unterschlupf gefunden haben.
Vor Ort sagt Hamza al-Kurd, selbst ein Vertriebener aus Dschabalia, als er über die Moschee spricht: «Sie beherbergte Vertriebene, Obdachlose, die ihre Angehörigen und Kinder verloren haben. Sie suchten nur einen Platz zum Schlafen. Die Moschee war für sie die beste Option. Diese Menschen hatten nichts mit dem Krieg zu tun.»
Weder die palästinensischen Berichte noch die Angaben der israelischen Streitkräfte lassen sich unabhängig überprüfen.
Israel startet eine neue Bodenoffensive in Nord-Gaza
Neben dem Angriff auf die mutmasslichen Hamas-Kommandozentralen wurde eine neue Bodenoffensive im Norden des Küstenstreifens gestartet. Panzerverbände seien in der Nacht auf Sonntag in das Gebiet von Dschabalia im Nordosten Gazas vorgerückt. Das Gebiet sei eingekesselt worden, heisst es aus Israel. Die Armee ginge dort gegen die Hamas vor, die versuche sich in der Region neu zu gruppieren.
Die Armee von Israel hatte Evakuierungswarnungen ausgesprochen. Für die Zivilisten seien zwei Fluchtrouten in den Norden und in den Süden wieder geöffnet worden. Betroffen sind potenziell rund 200'000 bis 300'000 Menschen.
Youssef Qarmoot, ein Vertriebener, sagt in dem Beitrag der «Tagesschau», dass er nicht mehr wisse, wo er noch hin solle. «Die israelische Armee gibt uns keine klaren Anweisungen, wir weigern uns in den Süden zu gehen. Lieber sterbe ich hier mit meinen Kindern, als dort hin zu gehen», so der Mann verzweifelt.