Kritik der WHO an Wuhan-Mission stösst in China auf Unverständnis
Der Vorwurf der Weltgesundheitsorganisation (WHO), China habe für die Mission in Wuhan zu den Ursprüngen der Corona-Pandemie nicht ausreichend kooperiert, ist in Peking auf Unverständnis gestossen.
Das Wichtigste in Kürze
- WHO-Chef hatte fehlenden Zugang zu Daten kritisiert.
Über die Kritik von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte der Chef der an der Mission beteiligten chinesischen Wissenschaftlerdelegation, Liang Wannian, am Mittwoch auf Nachfrage: «Ich verstehe seine Sicht der Dinge nicht, weil das ein Bereich ist, der uns, die Wissenschaftler, betrifft.»
Laut Liang legte China alle Daten offen. «Was unsere chinesischen Fachleute sehen können, ist dasselbe, was die ausländischen Fachleute sehen können», versicherte er.
Nach Verzögerungen war im Januar im Auftrag der WHO ein Team aus internationalen Wissenschaftlern ins chinesische Wuhan gereist, um die Ursprünge der Pandemie zu erforschen. Am Dienstag stellten sie ihren Bericht vor. Aus diesem Anlass hatte Tedros kritisiert, die internationalen Experten seien vor Ort auf «Schwierigkeiten beim Zugang zu Rohdaten» gestossen. In der Zukunft erwarte er «gemeinschaftliche Studien, um rechtzeitiger und umfassender Daten zu teilen».
Der WHO-Chef schloss ausserdem weitere die Entsendung zusätzlicher Missionen nicht aus. Liang ging bei der Pressekonferenz in Peking nicht darauf ein. Er sagte lediglich, die chinesischen Wissenschaftler arbeiteten weiter mit ihren ausländischen Kollegen zusammen.
Die Missionsteilnehmer stuften es in ihrem Bericht als «wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich» ein, dass Sars-CoV-2 von der Fledermaus über ein Zwischenwirt-Tier auf den Menschen überging. Eine direkte Übertragung auf den Menschen bezeichneten die Autoren des Berichts als «möglich bis wahrscheinlich». Die bevorzugte These Pekings, dass die Übertragung auf den Menschen über tiefgekühltes Fleisch erfolgte, halten die Experten für «möglich».
Als «extrem unwahrscheinlich» bezeichneten die Berichtsautoren die These, dass das Virus versehentlich aus einem Labor entwichen sein könnte. Tedros sagte jedoch, er sehe dennoch Bedarf für «weitere Untersuchungen» zu der Hypothese eines Laborunfalls.
Die Sprecherin des chinesischen Gesundheitsministeriums, Hua Chunying, verwies bei einer Pressekonferenz auf die Einschätzung der These in dem Bericht und rief die internationale Forschungsgemeinschaft auf, auch ausserhalb Chinas nach den Ursprüngen der Corona-Pandemie zu suchen.
Die EU hatte den Bericht zur Wuhan-Mission als «hilfreichen ersten Schritt» bezeichnet. Die USA und 13 weitere Staaten äusserten jedoch Bedenken. Die Mission sei «erheblich verzögert» worden und den Experten sei «der Zugang zu vollständigen, originalen Daten und Proben» verwehrt geblieben, erklärten sie.