Lage ein Jahr nach Überschwemmungen in Libyen weiter kritisch
Ein Jahr nach den schweren Überschwemmungen in Libyen sind viele Menschen weiterhin auf humanitäre Hilfe angewiesen.
«Was die Menschen in Derna und Umgebung vor einem Jahr erlebt haben, ist so tragisch, dass es mit Worten nicht auszudrücken ist», sagte die UN-Nothilfekoordinatorin Georgette Gagnon. Familien würden weiter um Verstorbene trauern und sich wünschen, dass in ihrem Leben wieder Normalität einkehre. Der Verlust sei in den Gemeinden noch stark zu spüren, sagte Omar Dschauda, Generalsekretär des Libyschen Roten Halbmonds.
Sturm «Daniel» hatte vergangenes Jahr schwere Regenfälle über dem Wüstenstaat in Nordafrika gebracht. Nach tagelangem Regen brachen in der Nacht zum 11. September zwei Dämme oberhalb der Küstenstadt Derna. Ganze Viertel samt Märkten, Schulen und Infrastruktur wurden ins Meer gespült. Die freigesetzten Wassermassen hätten dem Volumen von 12'000 olympischen Schwimmbecken entsprochen, teilte der Norwegische Flüchtlingsrat mit.
Nachwirkungen einer verheerenden Naturgewalt
Nach UN-Angaben wurden 5900 Menschen getötet. Mehr als 40'000 wurden obdachlos. Die Höhe der Schäden wurde von der Weltbank auf 1,6 Milliarden US-Dollar beziffert.
Der Wiederaufbau von Gebäuden und Infrastruktur komme nur schleppend voran. Dies erklärte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Überlebende sagten, es gebe teils unüberwindbare Hürden bei der Beantragung von Entschädigung und Unterstützung für den Wiederaufbau.
Hilfsbedarf bleibt hoch
Grund sei auch die anhaltende politische Krise in Libyen. Dort ringen zwei verfeindete Regierungen um die Macht. Laut Hilfsorganisationen gibt es immer noch Probleme.
Etwa beim Zugang zu Trinkwasser, Sanitäranlagen, Arzneimitteln und Notunterkünften. Vor allem Kinder brauchen psychologische Hilfe. Der 11. September wurde zum nationaler Trauertag für die Opfer von Derna ausgerufen.