Mehrheit der Israelis wollen totalen Krieg gegen Hisbollah
Viele Israelis wollen einen totalen Krieg gegen die Hisbollah statt einer politischen Lösung. Ein Sieg wird aber nicht als selbstverständlich angesehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Israelis geben an, einen totalen Krieg gegen die Hisbollah zu wollen.
- Ein Sieg wird von 45 Prozent als möglich angesehen, von 46 Prozent aber nicht.
- 69 Prozent unterstützen die Tötungen von Terror-Chefs im Ausland.
Seit Monaten spielen Israel und die Hisbollah ein gefährliches Spiel im Grenzgebiet: Die beiden Seiten beschiessen sich, scheinen aber eine völlige Eskalation verhindern zu wollen. Mit den Ermordungen von Hisbollah- und Hamas-Anführern in Beirut und Teheran kommt die Eskalation aber immer näher. Der Iran hat bereits Vergeltung angekündigt.
Der Konflikt mit der Hisbollah schwellt schon seit rund 40 Jahren. Auf Angriff folgt Gegenangriff, darauf folgt ein weiterer Gegenangriff. Unzählige Soldaten, Terroristen und auch Zivilisten wurden dabei getötet, Bewohner des Grenzgebiets mussten ihre Heimat verlassen. Nun hat der israelische «Channel 12» Israelis befragt, wie man aus diesem Teufelskreis ausbrechen könne.
Die meistgewählte Option war ein totaler Krieg gegen die Hisbollah. 45 Prozent der Befragten sehen darin einen Weg, den Konflikt zu beenden. 40 Prozent glauben, dass eine politische Lösung mit der Hisbollah und dem Iran die bessere Option sei.
Netanjahu mit wenig Unterstützung
Die Israelis sind sich aber unsicher, ob das Land einen Krieg gegen die Hisbollah gewinnen kann. Laut einer Umfrage des «Jewish News Syndicate» von Anfang Juli halten 45 Prozent einen Sieg für realistisch. 46 Prozent glaubten nicht, dass Israel die Hisbollah besiegen kann – mit der aktuellen Führung.
Die Regierung rund um Benjamin Netanjahu steht dann auch immer mehr in der Kritik: Laut einer aktuellen Umfrage des «Lazar Institute» bevorzugen nur 39 Prozent den aktuellen Premier. 41 Prozent sähen lieber den Oppositionsführer Benny Gantz an der Spitze.
Mit den Tötungen der Terror-Chefs erhöhte Israel die Gefahr einer Eskalation stark. Dennoch halten die Israelis die Operationen für richtig: 69 Prozent der Befragten unterstützen die gezielte Ausschaltung, selbst wenn dadurch ein Geisel- und Waffenstillstands-Abkommen verzögert werden sollte.
Bericht: Israel rüstet sich für Krieg an allen Fronten
Vor dem Hintergrund massiver Angriffsdrohungen seiner Erzfeinde sind Israels Sicherheitskräfte Berichten zufolge in höchster Alarmbereitschaft. Man rechne damit, dass die vom Iran und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah angedrohten Attacken «über mehrere Fronten» erfolgen. Das berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12.
Das würde bedeuten, dass sich neben der Hisbollah auch andere bewaffnete Stellvertretergruppen Teherans an einer Aggression gegen Israel beteiligen könnten. Dazu gehören die Huthi im Jemen sowie Iran-treue Milizen im Irak und in Syrien.
Die israelische Führung diskutiere derzeit über mögliche Antworten auf eine derartige konzertierte Angriffshandlung. Diese beinhalteten «die Bereitschaft, in diesem Zusammenhang in einen allumfassenden Krieg einzutreten», hiess es bei Channel 12.