Zur falschen Zeit am falschen Ort: Drei junge Männer mussten sterben, weil Verbrecher sie für Mitglieder einer verfeindeten Bande hielten. Viele Mexikaner wollen die enthemmte Gewalt nun nicht mehr hinnehmen.
Der Tod von drei in Säure aufgelösten Studenten erschüttert die mexikanische Bevölkerung.
Der Tod von drei in Säure aufgelösten Studenten erschüttert die mexikanische Bevölkerung. - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • In Mexiko gehen die Bürger auf die Strasse, um gegen die herrschende Gewalt im Land zu demonstrieren.
  • Kürzlich wurde der Mord an drei Studenten bekannt, die in Säure aufgelöst wurden.
  • Mit über 29'000 Tötungsdelikten war das vergangene Jahr das blutigste in der jüngeren Geschichte des Landes.
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Javier, Daniel und Marco wollten einen Horrorfilm drehen und gerieten in ihre persönliche Hölle. Mitglieder des Drogenkartells «Jalisco Nueva Generación» verschleppten die drei jungen Männer auf der Rückkehr von den Dreharbeiten, folterten und töteten sie. Ihre Körper lösten die Verbrecher danach in Säure auf.

Selbst in dem an unfassbare Gewalt gewöhnten Mexiko sorgt die bestialische Tat für Entsetzen. «Worte reichen nicht aus, um das Ausmass dieses Wahnsinns zu verstehen. Drei Studenten wurden ermordet und in Säure aufgelöst. Das Warum ist undenkbar, das Wie ist schreckenerregend», schreibt der mexikanische Filmregisseur und Oscarpreisträger Guillermo del Toro auf Twitter. Der Schauspieler Gael García Bernal fordert über den Kurznachrichtendienst: «Welche Trauer. Dieser Alptraum muss aufhören.»

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mussten die Studenten sterben, weil die Verbrecher sie für Mitglieder der rivalisierenden Bande «Nueva Plaza» hielten. Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort: Die jungen Männer drehten ihren Kurzfilm in einem Haus, in dem das Kartell «Jalisco Nueva Generación» offenbar einen Stützpunkt der verfeindeten Gang vermuteten.

Die Menschen protestieren auf den Strassen gegen die Gewalt.
Die Menschen protestieren auf den Strassen gegen die Gewalt. - DPA

30'000 Menschen gelten ausserdem als verschwunden

Mexiko wird derzeit von einer beispiellosen Gewaltwelle überrollt. Mit über 29'000 Tötungsdelikten war das vergangene Jahr das blutigste in der jüngeren Geschichte des Landes. Rund 30'000 Menschen gelten ausserdem als verschwunden. In der mexikanischen Unterwelt toben heftige Verteilungskämpfe um Geschäftsanteile, Einflusszonen und Schmuggelrouten. Dabei geraten auch immer wieder Unschuldige zwischen die Fronten.

Menschen demonstrieren auf der Strasse

Von vielen Opfern wird kaum Notiz genommen. Nach dem Mord an den Filmstudenten aber geht ein Aufschrei der Empörung durchs Land. Viele Mexikaner wollen diese Verrohung nicht länger hinnehmen. In Mexiko-Stadt und Guadalajara gehen seit Tagen Studenten auf die Strasse, um gegen die Gewalt zu demonstrieren. «Jeden Tag hören wir von so vielen sinnlosen Morden», sagte eine junge Frau auf einer der Demonstrationen. «Ich halte es nicht mehr aus. Ich will in Mexiko in Frieden leben und eine Zukunft haben, wie wir jungen Leute sie verdienen.»

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