Missbrauchs-Opfer werfen Dalai Lama «sexuellen Akt» vor
Der Dalai Lama hat sich für den Zungen-Vorfall entschuldigt – und erntet dafür massive Kritik. Eine US-Opferhilfe sieht darin einen «sexuellen Akt».
Das Wichtigste in Kürze
- Ein virales Video zeigt, wie der Dalai Lama einen Jungen bittet, seine Zunge zu lecken.
- Dafür hagelte es harsche Kritik – auch für die spätere Entschuldigung des Geistlichen.
- Ein US-Netzwerk für Missbrauchsopfer bezeichnet den Vorfall als «sexuellen Akt.»
Der Dalai Lama steht für viele als Symbol für Harmonie. Doch nun trat das Oberhaupt der Tibeter einen gewaltigen Shitstorm los. Der Auslöser: In einem viralen Video ist zu sehen, wie er einen Jungen auf den Mund küsst. Und ihn dann auffordert, seine Zunge zu «lutschen».
In den sozialen Medien kritisierten viele Menschen das Verhalten des buddhistischen Lehrers. Der 87-Jährige reagierte darauf und veröffentlicht auf Twitter eine Entschuldigung. Der kleine Junge habe ihn bei einem Treffen um eine Umarmung gebeten.
«Seine Heiligkeit neckt oft Leute, die er trifft, auf eine unschuldige und verspielte Art. Sogar in der Öffentlichkeit und vor Kameras. Er bedauert den Vorfall.»
— Dalai Lama (@DalaiLama) April 10, 2023
Das Statement vermag die Wogen aber nicht zu glätten – im Gegenteil: Die Entschuldigung sei «inakzeptabel, unsympathisch und unbarmherzig», wird auf Twitter kritisiert.
Dem Geistlichen wird vorgeworfen, keine Verantwortung für «unangemessenes Verhalten» zu übernehmen.
Rücktritt gefordert
Auch für die US-Organisation «Survivors Network of Those Abused by Priests» ist diese Erklärung eine Verharmlosung der Geschehnisse. «Wir sind genauso entsetzt wie alle anderen über das Verhalten des Dalai Lama», schreiben die Opfer von Priestern in einer Mitteilung.
Der Vorfall sei eine «weitere Bestätigung dafür, wie mächtige Männer ihre Position nutzen können, um sich selbst auf Kosten anderer zu bereichern».
«Unsere Hauptsorge gilt dem unschuldigen Jungen», heisst es weiter. «Es ist beunruhigend, dass ein 87-jähriger Mann einen kleinen Jungen unverhohlen auffordert, in der Öffentlichkeit einen sexuellen Akt zu vollziehen.»
Und weiter: «Wir halten es für wichtig, dass jede einzelne Person, die Sexualstraftaten an Kindern sieht – unabhängig vom Ausmass des Verbrechens – die Strafverfolgungsbehörden kontaktiert und Anzeige erstattet», so das Netzwerk. «Dies ist der beste Weg, um andere Kinder zu schützen, Missstände aufzudecken und die Heilung von Betroffenen zu unterstützen.»
Auch auf Social Media werden Konsequenzen für den Friedensnobelpreisträger gefordert. Zudem werden Rufe nach einem Rücktritt laut.