Taliban an der Macht: Schweiz hat 387 Personen evakuiert
Viele Afghanen wollen vor den Taliban fliehen. Am Flughafen Kabul kam es zu einem Anschlag mit über 100 Toten & über 150 Verletzten. Alle Ereignisse im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Taliban kontrollieren Afghanistan.
- Bei einem Anschlag am Kabuler Flughafen sind über 100 Menschen gestorben.
- Weil auch US-Soldaten getötet wurden, droht Joe Biden mit Vergeltung.
- Der Islamische Staat Khorasan reklamiert den Anschlag für sich.
04.50: Bei einem Gipfeltreffen im Irak beraten führende Vertreter der Region ab Samstag über den Kampf gegen die Dschihadisten-Miliz IS und andere Extremistengruppen. Dringlichkeit erhält das Treffen durch den Anschlag am Flughafen von Kabul mit zahlreichen Todesopfern, den die IS-Miliz für sich reklamiert.
Zu dem zweitägigen Treffen werden der französische Präsident Emmanuel Macron als Mitorganisator sowie der ägyptische Staatschef Abdel Fattah al-Sisi und der jordanische König Abdullah II. erwartet. Auch die Türkei, Saudi-Arabien und der Iran sind eingeladen.
04.05: Die USA haben als Reaktion auf die tödliche Terrorattacke in Kabul bei einem Luftangriff einen örtlichen Ableger der Terrormiliz IS attackiert.
Der unbemannte Luftschlag in der afghanischen Provinz Nangahar habe «einem Planer» von Isis-K gegolten, teilte der Sprecher des US-Zentralkommandos Centcom, Bill Urban, am Freitagabend (Ortszeit) mit. «Ersten Anzeichen zufolge haben wir das Ziel getötet. Wir wissen von keinen zivilen Opfern.»
03.15: Die US-Botschaft in Afghanistan hat eine neue Sicherheitswarnung für ihre Landsleute am Flughafen Kabul veröffentlicht und dazu aufgerufen, das Gebiet sofort zu verlassen.
Das gelte für alle US-Bürger, «die sich am Abbey-Gate, Ost-Gate, Nord-Gate oder am Gate des neuen Innenministeriums aufhalten», hiess es in der Warnung der Botschaft in der Nacht zu Samstag. Alle anderen sollten aufgrund der Gefahrenlage auch weiterhin gar nicht erst zum Flughafen kommen.
02.50: Nach der Bundeswehr und anderen westlichen Verbündeten haben auch die französischen Streitkräfte ihre Evakuierungsmission in Afghanistan abgeschlossen.
Der am 15. August begonnene Einsatz sei am Freitagabend beendet worden, schrieb Verteidigungsministerin Florence Parly auf Twitter. Binnen knapp zwei Wochen habe das französische Militär rund 3000 Menschen in Sicherheit gebracht - darunter mehr als 2600 Afghanen, die in Frankreich Zuflucht gefunden hätten
02.10: Die US-Regierung ist sich der Ironie bewusst, die in ihrer aktuellen Kooperation mit den militant-islamistischen Taliban steckt. «Ich glaube, Ironie ist ein viel zu schwacher Begriff», sagte die Sprecherin der US-Regierungszentrale, Jen Psaki, am Freitag in Washington auf die entsprechende Nachfrage eines Journalisten.
Dies seien aber die Umstände, mit denen die USA in Afghanistan konfrontiert seien. Die Taliban kontrollierten das Land. Um US-Bürger, afghanische Helfer oder andere Schutzbedürftige evakuieren zu können, müssten die USA sich mit den Taliban abstimmen.
«Dies ist keine bevorzugte Beziehung», sagte Psaki, betonte aber: «Dies ist nicht der einzige Ort auf der Welt, an dem wir mit Gegnern oder früheren Feinden zusammenarbeiten müssen, um Ziele der nationalen Sicherheit der USA voranzutreiben.»
01.15: Die USA versuchen derzeit, rund 500 US-Amerikaner aus Afghanistan auszufliegen. Diese wollten ausreisen und man stehe mit ihnen im direkten Kontakt, sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Ned Price, am Freitag.
Man sei ausserdem in Kontakt mit mehreren Hundert Staatsbürgern, die sich noch nicht entschieden hätten, ob sie das Land verlassen wollten. Die Zahl der Menschen, die bleiben wollten, weil sie Angehörige nicht zurücklassen wollten, sei «relativ klein», sagte Price. Innerhalb des letzten Tages seien mehr als 300 Amerikaner evakuiert worden.
22.42: Das US-Verteidigungsministerium hat Berichte, wonach die Taliban den Flughafen Kabul unter ihre Kontrolle haben sollen, als «falsch» zurückgewiesen. Der Flughafen stehe weiter gänzlich unter der Kontrolle des US-Militärs, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Freitag. «Sie kontrollieren keines der Tore, sie kontrollieren nicht den Betrieb des Flughafens - das ist weiter unter der Kontrolle des US-Militärs», sagte Kirby.
21.26: Die US-Regierung hat ihre Entschlossenheit betont, die Drahtzieher des verheerenden Anschlags von Kabul töten zu lassen. «Er hat klar gemacht, dass er nicht will, dass sie noch auf der Erde leben», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, am Freitag in Washington mit Blick auf die jüngste Drohung von US-Präsident Joe Biden gegen die Terroristen. Psaki reagierte auf die Frage, ob Biden die Urheber der Attacke töten lassen oder vor Gericht stellen wolle.
20.08: Die kommenden Tage werden nach Ansicht der US-Regierung die «gefährlichste» Phase des Evakuierungseinsatzes aus Afghanistan. US-Präsident Joe Biden sei bei einem Treffen mit seinem nationalen Sicherheitsteam davor gewarnt worden, dass ein weiterer Terroranschlag in Kabul wahrscheinlich sei, hiess es am Freitag in einer Mitteilung der Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki. Es würden aber maximale Schutzmassnahmen ergriffen.
Biden sei ausserdem von seinen Kommandeuren über Pläne informiert worden, Angriffsziele gegen die Terrororganisation Isis-K zu entwickeln, hiess es weiter.
18.36: Bei dem Anschlag am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul verletzte US-Soldaten sind nach Deutschland geflogen worden.
Zwei Maschinen mit den Verletzten seien am Freitag am US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet, erklärte das US-Verteidigungsministerium in Washington. Die Soldaten seien zum nahegelegenen US-Militärkrankenhaus in Landstuhl gebracht worden und würden dort behandelt. In Landstuhl westlich von Kaiserslautern befindet sich das grösste US-Militärkrankenhaus ausserhalb der USA.
18.15: Bei dem Terroranschlag ausserhalb des Flughafens in Kabul sind offiziellen Angaben zufolge auch britische Staatsbürger ums Leben gekommen. Zwei britische Erwachsene und ein Kind eines britischen Staatsbürgers seien unter den Getöteten gewesen, teilte Aussenminister Dominic Raab am Freitag mit.
«Dies waren unschuldige Menschen und es ist eine Tragödie, da sie versucht haben, ihre Angehörigen nach Grossbritannien in Sicherheit zu bringen und dabei von feigen Terroristen getötet wurden», so der konservative Politiker.
18.14: Auf dem Gelände des Flughafens der afghanischen Hauptstadt Kabul warten nach US-Angaben noch rund 5400 Menschen auf eine Chance zur Ausreise.
US-General Hank Taylor sagte am Freitag im Pentagon, die USA könnten bis zum «allerletzten Moment» ihres Militäreinsatzes in Afghanistan Ausreisewillige ausfliegen. Die Streitkräfte hätten die Fähigkeit, «bis ganz zum Ende» des Einsatzes Menschen an Bord von Militärmaschinen mitzunehmen.
Die USA wollen bis kommenden Dienstag alle Soldaten aus Afghanistan abziehen. Zahlreiche Länder - darunter Deutschland - haben ihre Rettungsflüge aus Kabul bereits eingestellt.
17.20: Bei dem Anschlag am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul hat sich nach US-Angaben nur ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.
Anders als zunächsts angenommen habe es offenbar keine zweite Explosion am Baron Hotel nahe des Flughafens gegeben, sagte US-General Hank Taylor am Freitag im Verteidigungsministerium in Washington. Taylor begründete die Falschinformation mit «Verwirrung» angesichts der «sehr dynamischen Ereignisse».
Die US-Streitkräfte hatten am Donnerstag zunächst von zwei Explosionen nahe des Kabuler Flughafens gesprochen - einer am Flughafenzugang Abbey Gate und einer am nahegelegenen Baron Hotel.
16.54: Den Gesundheitseinrichtungen in Afghanistan droht nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bald der Nachschub an medizinischer Ausrüstung auszugehen.
Ausserdem litten die Einrichtungen unter Personalmangel, erklärte die WHO am Freitag in Genf. «Wir haben nur noch für wenige Tage Vorräte und prüfen alle Möglichkeiten, mehr Medikamente ins Land zu bringen», sagte der WHO-Notfalldirektor in der östlichen Mittelmeerregion, Rick Brennan, in einer Videokonferenz mit Journalisten.
Es gebe in Afghanistan «zahlreiche Einschränkungen» aus logistischen und Sicherheitsgründen, hob Brennan hervor. Nach dem Doppelanschlag am Kabuler Flughafen sei die Lieferung von Nachschub über diesen Airport keine Option mehr.
Als positive Nachricht teilte Brennan mit, dass fast alle der von der WHO unterstützten 2200 Gesundheitseinrichtungen in Afghanistan weiterhin offen seien. Allerdings bereite es Sorge, dass viele medizinische Fachkräfte das Land verliessen, weil Ärztinnen und Pflegerinnen sich unter den radikalislamischen Taliban nicht mehr zur Arbeit trauten.
Schweiz hat 387 Personen evakuiert, elf Schweizer bleiben vor Ort
16.43: Die Schweiz hat die Evakuierungsaktion in Afghanistan abgeschlossen. Gemäss einer Mitteilung des EDA konnten insgesamt 387 Personen aus Afghanistan in die Schweiz geflogen werden.
Unter ihnen sind 34 Schweizer Staatsangehörige, 218 Lokalangestellte der DEZA mit ihren Familien, 51 Personen mit ständiger Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz und 82 Personen mit einem Laissez-passer.
Aktuell befinden sich noch elf Schweizer Staatsangehörige in Afghanistan. Mit ihnen steht das EDA in Kontakt.
Das VBS-Detachement sowie die zwei EDA-Sicherheitsexperten, welche die Aktion auf dem Flughafen in Kabul unterstützt haben, befinden sich seit Mittwoch wieder in der Schweiz. Die Krisenzelle Afghanistan unter der Leitung des Krisenmanagement-Zentrums des EDA wurde heute formell aufgelöst.
16.24: Trotz des Anschlags ausserhalb des Flughafens von Kabul gibt es weiter Evakuierungsflüge aus Afghanistan. Innerhalb von 24 Stunden – zwischen dem frühen Donnerstagmorgen und dem frühen Freitagmorgen Washingtoner Zeit – brachten die USA und ihre Verbündeten rund 12'500 Menschen ausser Landes, wie das Weisse Haus am Freitag mitteilte.
8500 seien vom US-Militär ausgeflogen worden, 4000 wiederum in Maschinen internationaler Partner. Ein Teil der 24-Stunden-Spanne lag vor dem Terrorangriff nahe dem Airport, der den Flugbetrieb zeitweise lahmgelegt hatte. Nach Angaben des Weissen Hauses flogen die USA und ihre Verbündeten seit dem Start der Evakuierungsmission in Kabul Mitte August rund 105'000 Menschen aus.
15.42: Bei der überstürzten Evakuierung des britischen Botschaftsgeländes in Kabul sollen Diplomaten einem Medienbericht zufolge die Kontaktdaten afghanischer Ortskräfte zurückgelassen haben.
Die Zeitung «Times» berichtete am Freitag in einer Titelgeschichte des langjährigen Kriegsberichterstatters Anthony Loyd, dass er bei einem Rundgang durch das nun von Taliban-Kämpfern bewachte Gelände nicht geschredderte Dokumente mit den Kontaktdaten afghanischer Mitarbeiter und Stellenbewerber fand.
Die «Times» rief die Nummern an und stellte fest, dass einige Mitarbeiter noch in Afghanistan waren und versuchten zu fliehen. Die Zeitung leitete die Kontakte nach eigenen Angaben an das britische Aussenministerium weiter, damit die Menschen noch in Sicherheit gebracht werden können.
Die Papiere legten laut «Times» nahe, dass «Mitarbeiter der britischen Botschaft in der Eile, ihr eigenes Leben zu retten, unvorsichtig mit dem Leben afghanischer Mitarbeiter umgegangen sind». Reporter hätten die Kontaktdaten an hochrangige Beamte des Aussenministeriums auf dem Flughafen von Kabul übergeben.
14.52: Die Vereinten Nationen bereiten sich auf die Flucht von mehr als einer halben Million Menschen aus Afghanistan vor. 515'000 Menschen könnten das Land im schlimmsten Fall in diesem Jahr verlassen, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf. Wie sich die Lage tatsächlich entwickele, sei jetzt noch nicht abzusehen. Die stellvertretende Hochkommissarin für Flüchtlinge, Kelly Clements, betonte, dass an den Grenzübergängen Richtung Iran und Pakistan noch keine grösseren Flüchtlingsgruppen angekommen seien.
Nachbarstaaten haben bereits 5,2 Millionen Afghaninnen und Afghanen aufgenommen. 90 Prozent seien im Iran und in Pakistan, weitere in Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan.
Die Vereinten Nationen riefen die Weltgemeinschaft auf, die Nachbarstaaten Afghanistans finanziell zu unterstützen. Insgesamt brauchen den Angaben zufolge elf UN- und Hilfsorganisationen für die Vorbereitung auf weitere afghanische Flüchtlinge in der Region bis Ende des Jahres zusätzlich 299 Millionen Dollar (254 Mio Euro). Damit sollen Zelte, Hygieneartikel und Nahrungsmittel beschafft werden. Sollte das schlimmste Szenario Wirklichkeit werden, müsse die Summe erheblich aufgestockt werden, sagte Clements. Das UNHCR hofft auf Geld von Regierungen, dem Privatsektor und Privatspenden.
Vier abgeschobene Afghanen wieder in Deutschland
14.15: Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat nach eigenen Angaben zuviel Zeit mit der Diskussion über die Evakuierung von Haustieren aus Afghanistan verbracht. Das sagte der konservative Politiker am Freitag in einem Interview des Senders «Times Radio».
Der ehemalige britischer Soldat Paul Farthing hatte zuvor eine Kampagne in sozialen Medien gestartet, um mehr als 150 Katzen und Hunde aus einem von ihm gegründeten Tierheim in Kabul ausfliegen zu können. Wallace hatte das zunächst unter Verweis auf den Vorrang für von den Taliban gefährdete Menschen abgelehnt, aber schliesslich dem Druck nachgegeben.
14.07: Über die Evakuierungsflüge aus Afghanistan ist es nach Kenntnis der deutschen Behörden vier vormals Abgeschobenen gelungen, nach Deutschland zurückzukehren. Aufgrund der Notlage habe sich die Bundesregierung bei der Evakuierung für ein «sehr pragmatisches Verfahren» entschieden, das auch mit Risiken verbunden sei, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Steve Alter, am Freitag in Berlin.
Dazu gehöre, dass die Sicherheitsüberprüfung, die normalerweise vor Erteilung des Visums erfolgt, erst bei der Einreise vorgenommen werde. Innenminister Horst Seehofer hatte am Donnerstag gesagt, von Abgeschobenen seien gefälschte Dokumente vorgelegt worden, um an Bord der Evakuierungsflugzeuge zu gelangen.
13.50: Der deutsche Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) will sich bei einer Reise in die Nachbarländer Afghanistans um rasche Ausreisemöglichkeiten für bedrohte Menschen aus dem Krisenstaat bemühen. Der Minister wolle in seinen Gesprächen Möglichkeiten sondieren, dass Afghanen mit Einreiseberechtigung für Deutschland gegebenenfalls auf dem Landweg in die Nachbarländer ausreisen können, um dann von dort ausgeflogen zu werden, sagte ein Aussenamtssprecher am Freitag. Zudem wolle Maas darüber beraten, wie der zivile Luftverkehr für Ausreisende am Flughafen Kabul wieder aufgenommen werden könne.
USA sollen Taliban Namensliste von Helfern gegeben haben
13.45: Laut dem US-Politik-Magazin «Politico» haben die USA den Taliban eine Liste mit Namen von Helfern vor Ort übergeben. Dies, obwohl sich zuletzt Berichte mehrten, wonach die Taliban immer wieder versucht hätten, Hilfskräfte ausländischer Mächte oder Hilfsorganisationen ausfindig zu machen und allenfalls zu töten.
Wie «Politico» berichtet, hoffen die USA nun, dass ausgerechnet die Taliban ihnen helfen, ebendiese Menschen zu retten. In den Vereinigten Staaten sorgt dies in Militärkreisen für Empörung, da eine solche Liste in den Händen der Taliban zu einer Todesliste werden kann. Joe Biden dementierte die Existenz einer solchen Liste am Donnerstagabend jedenfalls nicht.
12.48: Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate haben den Anschlag am Flughafen in Kabul mit Dutzenden Toten scharf verurteilt. Der Terroranschlag sei nicht mit religiösen Prinzipien und moralischen Werten vereinbar, hiess es vom saudischen Aussenministerium am Freitag. «Saudi-Arabien hofft, dass sich die Verhältnisse in Afghanistan so schnell wie möglich stabilisieren.»
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katar verurteilten den Anschlag aufs Schärfste. Die Emirate lehnten alle Formen von Gewalt und Terrorismus ab, die gegen religiöse und menschliche Werte verstiessen, hiess es in einer Erklärung des Aussenministeriums. Das Land forderte die Verantwortlichen in Afghanistan auf, sofort für Stabilität und Sicherheit zu sorgen.
Katar lehne Gewalt und Terrorismus ungeachtet ihrer Motive ab, wie die Nachrichtenagentur QNA unter Berufung auf das Aussenministerium berichtete. Der Golfstaat hat in der vergangenen Woche Zehntausende Schutzbedürftige aus Afghanistan evakuiert hat und vermittelt zudem zwischen den USA und den Taliban.
Medizinisches Material wird knapp
12.00: In Afghanistan wird das medizinische Material zur Versorgung der Bevölkerung knapp. Geplante Versorgungsflüge der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnten wegen der Sicherheitslage nicht stattfinden, wie Rick Brennan, WHO-Nothilfekoordinator für die Region, am Freitag per Video zu Journalisten in Genf sagte. «Die Vorräte reichen nur noch für ein paar Tage», sagte Brennan.
Die WHO versuche, mit Unterstützung Pakistans den Flughafen von Mazar-i-Scharif zu erreichen. Flüge waren für Anfang kommender Woche geplant. Ein grosse Hürde seien die Kosten: Die Preise für die Versicherung solcher Flüge sei in nie da gewesene Höhen geschnellt, sagte Brennan. Knapp werde praktisch alles: Material zur Versorgung von Verletzungen, zur Behandlung von Unterernährten und Arzneimittel für chronisch Kranke.
Als Lichtblick bezeichnete Brennan die Tatsache, dass 97 Prozent der rund 2200 Gesundheitseinrichtungen, die die WHO unterstützt, weiter funktionierten. Allerdings blieben den Kliniken hier und da sowohl Frauen und Kinder als Patienten als auch weibliches Personal fern. Nach ersten Eindrücken gehe das auf Angst und Vorsicht der Frauen zurück.
Es gebe bislang keine Berichte, dass sie von den machthabenden islamistischen Taliban am Besuch der Kliniken gehindert werden. Unter den Evakuierten und Geflüchteten sei auch Gesundheitspersonal, sagte Brennan. Der Verlust von Fachkräften («brain drain») sei ein enormes Problem für alle.
Bisher 18'700 Evakuierte auf US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein gelandet
11.40: Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein im südwestdeutschen Land Rheinland-Pfalz sind bis Freitag mehr als 18'700 Evakuierte aus Afghanistan gelandet. Das teilte die weltweit grösste US-Air Base ausserhalb der USA mit. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit vergangenem Freitag (20.8.) ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan.
Auf der Air Base seien etwa 76 Flugzeuge der United States Air Force eingetroffen, berichtete eine Sprecherin des Stützpunkts. In die USA weitergereist seien mehr als 4100 Evakuierte mit etwa 18 Flügen. Die Flüge werden voraussichtlich das ganze Wochenende über fortgesetzt.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt.
Spanien hat Evakuierungen beendet
10.58: Nach den Anschlägen von Kabul am Donnerstag hat Spanien die Evakuierungen von Schutzsuchenden beendet und sich vollständig aus dem Konfliktland zurückgezogen. Die letzten 81 Spanier, die sich zuletzt noch im Land aufgehalten hätten, seien am Freitag in einem Transportflugzeug Airbus A400M der Luftwaffe nach Dubai ausgeflogen worden, teilte die Regierung in Madrid mit.
Es handele sich um Botschafter Gabriel Ferrán, Botschaftsmitarbeiter und Militärpersonal, hiess es. Ausserdem seien in den letzten beiden Evakuierungsflügen auch vier Militärangehörige aus Portugal und 85 afghanische Mitarbeiter Spaniens, Portugals und der Nato aus dem Land gebracht worden.
10.25: Am Freitag berichtete das afghanische Gesundheitsministerium, dass auch viele Frauen und Kinder unter den Opfern seien. Im Netz wird bereits nach Vermissten gesucht, auch nach Kindern.
Laut Sicherheitsexperten haben ausgerechnet die sogenannten «Blastwalls» die Wucht der Explosion beim Flughafen verstärkt, wie die «Kronenzeitung» berichtet. Diese meterhohen Mauern sollten eigentlich die Kraft von Detonationen abfangen.
Grossbritannien kündigt Ende der Evakuierungen an
09.53: Nach mehreren anderen westlichen Ländern haben nun auch Grossbritannien und Spanien das Ende ihrer Evakuierungen aus Kabul angekündigt. In «wenigen Stunden» würden die Evakuierungsflüge für britische und afghanische Staatsbürger beendet, sagte Verteidigungsminister Ben Wallace am Freitagmorgen dem Sender Sky News. Die Armee werde sich nun noch um etwa tausend Menschen kümmern, die sich bereits auf dem Flughafengelände befinden.
Zwar hielten die Soldaten noch Ausschau nach ausreiseberechtigten Menschen in der Menge, die sich vor dem Flughafen versammelt habe. Grundsätzlich sei der Prozess aber nun abgeschlossen, sagte Wallace. Der Verteidigungsminister bezeichnete den verheerenden Doppelanschlag am Kabuler Flughafen als «entsetzlich». Der Angriff habe den Abzug der britischen Soldaten aber nicht beschleunigt.
09.50: In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad sind Tausende Hotelbetten für Ortskräfte der internationalen Streitkräfte in Afghanistan reserviert worden. Die Stadtverwaltung hat in einer in der Nacht zu Freitag versendeten Erklärung alle privaten Hotels in Islamabad angewiesen, alle in den nächsten drei Wochen verfügbaren Zimmer für Tausende aus Afghanistan zu evakuierende Menschen zu buchen.
09.40: Nach dem tödlichen Terroranschlag in Kabul werden die Flaggen in den USA auf halbmast gesetzt. Damit sollen die Opfer der «sinnlosen Gewaltakte» geehrt werden, wie die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, am Donnerstag sagte.
Die Flaggen-Anordnung werde bis zum Montagabend für das Weisse Haus, alle öffentlichen Gebäude und Militäreinrichtungen in den USA sowie US-Botschaften und konsularische Vertretungen weltweit gelten.
Ex-Ministerin nach Norwegen geflohen
09.25: Nach der Machtübernahme der Taliban konnte sich die ehemalige afghanische Ministerin für Mineralien und Erdöl, Nargis Nehan, nach Norwegen retten. Auf Twitter schrieb sie am Donnerstag, sie sei endlich mit ihrer Familie in Norwegen gelandet, hätte aber ihren Vater und ihre Schwester zurücklassen müssen.
«Ich bin nicht länger eine stolze, robuste und hoffnungsvolle Afghanin», schrieb sie. «Ich bin wieder ein hoffnungsloser und hilfloser Flüchtling, dessen Suche nach einer Identität, einem Zuhause und Frieden nie aufhört.»
09.00: Nach dem verheerenden Terroranschlag in Afghanistan mit Dutzenden Todesopfern und dem Abzug westlicher Truppen befürchtet die deutsche Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter nun «bürgerkriegsähnliche Zustände» in dem Krisenstaat.
Die neuen islamistischen Machthaber, die Taliban, und die mit ihnen verfeindete Terrormiliz Islamischer Staat, die sich zu dem Anschlag bekannte, konkurrierten um Macht, Einfluss und die religiöse Deutungshoheit, sagte die Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam am Freitag im ZDF-«Morgenmagazin». Man müsse nun Schlimmeres befürchten als nur eine islamistische Herrschaft, also ein «Emirat» der Taliban nach den Regeln der Scharia.
08.50: Die Zahl der Todesopfer nach den Anschlägen von Kabul steigt weiter an. Nach Angaben eines Spital- sowie eines Talibanvertreters sind mindestens 72 Zivilisten ums Leben gekommen. Hinzu kommen 13 tote US-Soldaten sowie offenbar mindestens 28 Anhänger der Extremisten.
USA setzen Evakuierungsmisson fort
05.30: Am Donnerstag gab es in der Nähe des Flughafens in Kabul zwei Explosionen. Gemäss der «BBC» sind mindestens 90 Personen sind getötet worden, über 150 Personen wurden verletzt. Unter den Toten sind auch mindestens 13 US-Soldaten, wie das Pentagon kommunizierte.
Das US-Pentagon geht davon aus, dass der «IS» hinter den Anschlägen steckt. Der Islamische Staat hat sich kurz nach der Medienkonferenz des Pentagons offiziell zu den Anschlägen bekannt.
US-Präsident Joe Biden hat den Terroristen mit Vergeltung gedroht. Die Evakuierungsmission werde fortgesetzt, der Zeitplan des Abzugs sei unverändert.
05.00: Sie reklamieren den Anschlag auf den Flughafen in Kabul für sich und wurden zuvor von Joe Biden als Gefahr angesehen. Doch wer sind die Islamisten vom Islamischen Staat Khorasan (IS-K)? Was ist über sie bekannt?
Gemäss den US-Geheimdiensten umfasse der IS-K eine kleine Anzahl erfahrener Islamisten aus Syrien und anderen Ländern. Die Geheimdienste hätten rund 10 bis 15 der Anführer in Afghanistan identifizieren können, berichtet «CNN». Zu einem früheren Zeitpunkt hätte der IS-K mal rund 3000 Kämpfer gehabt. Seit circa 2016 verüben die Terroristen immer wieder Anschläge in Kabul und anderen Städten des Landes.
Der IS-K ist mit den Taliban verfeindet
Ziele sind unter anderem auch Spitäler, wo die Islamisten gemäss Berichten mehrmals schwangere Frauen, Geburtshelfer und Pfleger erschossen hätten. Vor wenigen Monaten haben sie ausserdem in einer Kabuler Mädchen- Schule 68 Schülerinnen getötet und über 100 verletzt.
Mit den Taliban, die nach dem Rückzug der US-Truppen Afghanistan übernommen haben, sind sie verfeindet. Trotzdem profitierten sie von deren Vormarsch: Weit über hundert ihrer Kämpfer konnten dank den Taliban aus Gefängnissen der afghanischen Regierung und der US-Truppen fliehen.
Der IS-K wirft den Taliban vor, den Dschihad zugunsten von ausgehandeltem Frieden aufgeben zu wollen. Die Feindschaft wird auch als Grund für den Angriff gesehen. So soll der IS-K rund um den Flughafen Chaos stiften wollen. Damit wolle er zeigen, dass die Taliban die Lage nicht unter Kontrolle haben.
Auch wenn nach wie vor den Namen tragen, ist die Verbindung zur Mutterorganisation Islamischer Staat im Irak und Syrien unklar. Sie teilten zwar eine Ideologie und Taktiken, doch ob sie zusammenarbeiten, sei nie abgeklärt worden, so die «BBC».
04.25: Die Zahl der Toten nach den Anschlägen in Kabul steigt auf 90. Dies habe ein Mitarbeiter des afghanischen Gesundheitsministerium laut der «BBC» gesagt. Zudem seien über 150 Menschen verletzt worden.
03.50: Die Taliban haben gemäss eigener Aussage 28 Mitglieder bei den Anschläge vom Donnerstag verloren. Dies sagte ein Kämpfer der Nachrichtenagentur Reuters.
03.15: Gemäss dem Weissen Hause sind in den letzten zwölf Stunden rund 7500 Personen aus Kabul evakuiert worden. Damit steigt die Zahl der Evakuierten seit dem 14. August auf über 100'000 Menschen an.
01.30: Die Zahl der getöteten US-Soldaten ist auf 13 angestiegen. Dies sagte ein Sprecher des Zentralkommandos der USA (Centcom). Der Soldat sei seinen Verletzungen des Anschlags erlegen.
Die Zahl der verletzten US-Soldaten beträgt 18. Man sei im Prozess ihrer Evakuierung aus Afghanistan, so der Sprecher.
Joe Biden will Deadline einhalten
00.44: Joe Biden habe nie geplant, US-Soldaten nach der Deadline am 31. August in Afghanistan zu lassen – auch nicht nach den Anschlägen, dies sagt seine Sprecherin Jen Psaki.
Seine Berater hätten ihm gesagt, dass ein Abzug der US-Truppen bis Ende August das Beste für Amerika sei. Kurz- wie auch langfristig.
00.05: Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis hat die tödlichen Anschläge in der afghanischen Hauptstadt Kabul vom Donnerstag verurteilt. «Ich bin zutiefst betrübt», schrieb der Bundesrat am Abend im Kurznachrichtendienst Twitter. «Meine Solidarität und meine Gedanken sind bei den Familien der Opfer, die tragische Verluste erlitten haben.»
23.35: Joe Biden spricht zu den Medien. Er sei empört, sein Herz gebrochen.
Doch «wir werden weder vergeben, noch vergessen!», sagte er an die Angreifer gerichtet. «Wir werden euch jagen und ihr werdet bezahlen!» Das US-Militär werde Einsätze gegen den für die Anschläge verantwortlichen IS durchführen.
Die USA werden ihre Mission weiterführen. Sie werden die Amerikaner aus Afghanistan retten, ebenso wie die afghanischen Verbündeten. «Wir werden einen Weg finden, sie raus zu holen», so Biden.
USA zerstören ihr Kriegsmaterial in Afghanistan
23.15: Joe Bidens Ansprache verzögert sich. Der US-Präsident wollte eigentlich um 23 Uhr Schweizer Zeit Auskunft geben, seine Sprecherin 45 Minuten danach. Im Youtube-Livestream auf der Seite des Weissen Hauses steht, sie würden in Kürze beginnen.
22.40: Gemäss verschiedener Berichte soll es rund um den Flughafen in Kabul zu mehreren weiteren Explosionen gekommen sei. Es sollen insgesamt sieben sein.
Eine amerikanische Journalistin berichtet, dass es sich dabei um kontrollierte Detonationen der US-Armee handelt. Die Truppen würden nun Kriegsmaterial zerstören, damit es nicht in die Hände der Taliban fällt.
22.15: Der Terroranschlag hätte nach Ansicht von Ex-Präsident Donald Trump «nie passieren dürfen». Er spreche den Familien der getöteten und verletzten Soldaten sein Beileid aus, erklärte Trump am Donnerstag.
«Diese Tragödie hätte nie passieren dürfen, was unsere Trauer noch grösser und schwerer zu begreifen macht», erklärte Trump.