Nordkorea hat sämtliche offizielle Kommunikationskanäle zum «feindlichen» Südkorea gekappt.
Kundgebung gegen «Überläufer» am Sonntag in Pjöngjang
Kundgebung gegen «Überläufer» am Sonntag in Pjöngjang - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Pjöngjang erbost über Flugblatt-Aktion von Aktivisten .
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Pjöngjang werde «die Verbindungslinie zwischen den Behörden in Nord und Süd vollständig abschneiden», meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Montag. Das gemeinsame Verbindungsbüro werde mit Wirkung zum Dienstagmittag (Ortszeit) geschlossen. Experten sehen in der Provokation gegenüber Seoul auch ein Signal an die USA.

Hintergrund des Streits ist eine Aktion südkoreanischer Aktivisten, die Flugblätter mit kritischen Botschaften über die Politik des Nordens über die Grenze geschickt hatten. Bereits vergangene Woche hatte die einflussreiche Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong, mit dem Rückzug Pjöngjangs aus einem Militärabkommen mit Südkorea gedroht.

Laut KCNA traf Kim Yo Jong auch die Entscheidung, die Kommunikationskanäle zu Seoul zu kappen. Zur Begründung hiess es laut KCNA, die «feindliche» Regierung in Seoul kooperiere mit den Pjöngjang-kritischen Aktivisten im Grenzgebiet. Die Aktivisten selbst bezeichnete Pjöngjang als «widerliches Pack».

Die Aktionen im Grenzgebiet hätten «die innerkoreanischen Beziehungen in eine Katastrophe gesteuert», schrieb KCNA weiter. «Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es keine Notwendigkeit dafür gibt, den Behörden direkt gegenüberzusitzen, und dass es mit ihnen nichts zu besprechen gibt».

Südkoreanische Aktivisten und nordkoreanische Flüchtlinge schicken immer wieder Heissluftballons mit Flugblättern über die Grenze zu Nordkorea, auf denen die Menschenrechtssituation und das Atomprogramm des Nordens angeprangert werden. Die Aktionen lösen regelmässig enorme Spannungen zwischen Pjöngjang und Seoul aus. In den vergangenen Tagen organisierten die nordkoreanischen Behörden landesweit Aufmärsche zur Unterstützung von Kims Politik gegenüber Seoul.

Wie das Wiedervereinigungsministerium in Seoul mitteilte, beantwortete Pjöngjang Anrufe über die offiziellen Telefonverbindungen nach dem Ablauf der Frist am Dienstagmittag nicht mehr. Die unmittelbaren Auswirkungen der Kappung dürften jedoch gering sein. Bereits seit Monaten lehnt Pjöngjang Gespräche mit der südkoreanischen Regierung ab.

Nach Einschätzung des Experten Shin Beom Chul vom Korea Research Institute for National Strategy ist die Konfrontation mit Südkorea Teil einer nordkoreanischen Provokationsstrategie, die Pjöngjang auch auf die USA ausweiten dürfte. Seit einem offenbar versehentlichen Schusswechsel an der Demarkationslinie im Mai habe Nordkorea versucht, den Konflikt mit Südkorea mit «niedrigschwelligen Provokationen» zu befeuern, sagte Shin. «Sie beginnen mit Südkorea und die harte Linie wird auf die USA ausgeweitet werden», sagte der Experte, der in der Entwicklung auch ein Indiz für den wachsenden Einfluss Kim Yo Jongs sieht.

In dieser Woche jährt sich das Gipfeltreffen von Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump in Singapur zum zweiten Mal. Seit dem Scheitern eines zweiten Gipfels im Februar 2019 in Hanoi liegen die Atomverhandlungen zwischen den USA und Nordkorea auf Eis.

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