«Pflaster auf Bruch»: Die Amazonas-Massnahmen Bolsonaros
Im Amazonas-Gebiet beginnt die Trockenperiode, Umweltschützer sorgen sich vor einer Wiederholung der grossen Brände des vergangenen Jahres. Die Massnahmen des brasilianischen Präsidenten seien völlig unzureichend.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz eines vorübergehenden Verbots fürchten Wissenschaftler und Umweltschützer, dass die Brände im brasilianischen Amazonas-Gebiet dieses Jahr schlimmer sein könnten als 2019.
«Die Platform Mapbiomas zeigt, dass 99 Prozent der Abholzung des vergangenen Jahres illegal war. Wenn die Leute schon nicht das Gesetz befolgen - wer garantiert, dass sie das Verbot beachten, keine Flächen abzubrennen?», sagte Rômulo Batista von Greenpeace Brasil der Deutschen Presse-Agentur. Umweltminister Ricardo Salles und Präsident Jair Bolsonaro hatten am Donnerstag ein Dekret unterschrieben, mit dem die brasilianische Regierung das Abbrennen von Flächen im Amazonas-Gebiet und im Pantanal für 120 Tage verbietet. Als Greenpeace-Aktivist Batista Anfang Juli ein weites Waldgebiet im Amazonas-Bundesstaat Mato Grosso überflog, wo das Abbrennen von Flächen auf regionaler Ebene verboten war, wüteten dort dennoch weiter Brände. «Die Tatsache, dass es ein Gesetz gibt, hindert die Leute nicht, die (...) diese Art von Verbrechen begehen», sagt Batista, der schockiert war von dem Ausmass der Abholzung und der Brände. Greenpeace hielt diese in Fotos und Videos fest. Die Tendenz ist, dass die Zerstörung dieses Jahr, auch im Vergleich zum Vorjahr, in dem der Wald grossflächig in Flammen stand, noch steigen wird; die Trockenzeit im Amazonas-Gebiet beginnt. Dort gab es im Juni die schlimmsten Brände innerhalb eines Monats seit 13 Jahren. Nach 2019, als die Zerstörung des grössten Regenwaldes der Welt dramatisch zunahm und internationale Kritik hervorrief, war Bolsonaro in den vergangenen Wochen immer stärker kritisiert worden. Der Druck ausländischer Investoren und heimischer Unternehmen stieg. Der rechte Präsident ist ein Befürworter der wirtschaftlichen Ausbeutung Amazoniens. Vize-Präsident Hamilton Mourão hielt eine Videokonferenz mit europäischen Investoren ab. Nach einem Medienbericht hatten 38 brasilianische und ausländische Firmen die Regierung zu konkreten Schritten gegen die Abholzung aufgerufen. Die Unternehmen sorgen sich offenkundig um das Image der grössten Volkswirtschaft Lateinamerikas. «Das Verbot ist eine Antwort auf die Unternehmen», sagt Rômulo Batista. «Aber das ist wie ein Pflaster auf einen Bruch zu kleben.» Abholzung und Brände müssten von den Organen bekämpft werden, die das Know-how dafür haben. Die Umweltbehörde Ibama hat Bolsonaro allerdings gezielt geschwächt, seine Regierung setzt auf das Militär. Am Mittwoch hatte Mourão gesagt, die Streitkräfte des Landes könnten bis 2022 in Amazonien bleiben. Umweltschützern wie Batista zufolge kann die Anwesenheit der Streitkräfte die illegale Zerstörung des Waldes nur kurzfristig eindämmen und nicht die Arbeit der Umweltbehörden ersetzen. Zudem betragen die Kosten für einen Monat Militäreinsatz im Amazonas-Gebiet nach Berichten in etwa so viel wie das Budget des Ibama für Überwachung im ganzen Jahr.