Polizist feuert bei Hongkong-Demos ersten Schuss ab
Seit Monaten dauern die Proteste in Hongkong an. Nun hat die Polizei zum ersten Mal mindestens einen Schuss abgefeuert.
Das Wichtigste in Kürze
- In Hongkong gab es am Wochenende wieder mehrere Demonstrationen.
- Zum ersten Mal gab ein Polizist mindestens einen Schuss ab.
- Zuvor hatte die Polizei auch erstmals Wasserwerfer gegen die Demonstranten eingesetzt.
Erstmals seit dem Beginn der Grosskundgebungen der Demokratiebewegung in Hongkong Anfang Juni hat ein Polizist während einer Demonstration mindestens einen Schuss abgefeuert.
The truth is one policeman was surrounded and attacked by so many protestors so he had to do this to protect himself #Hongkongprotest #HongKong #HongKongVoilentProtest @lhlovewz @MillaQest @JimManYui2 why you guys are so good at spreading biased news? pic.twitter.com/XjofGNUqEI
— tang_sz (@sz_tang) August 25, 2019
Ein uniformierter Polizist habe «meinem Verständnis nach» in Tsuen Wan einen Schuss abgegeben, sagte ein Polizeibeamter am Sonntag zu Journalisten in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Auf Twitter publizierte Videos zeigen die Szene. Ein Nutzer ist sich sicher, der Polizist habe sich selbst verteidigen müssen. Andere verurteilen die Tat als «polizeiliche Gewalt».
Zuvor hatten Reporter der Nachrichtenagentur AFP bereits berichtet, dass die Polizei erstmals Wasserwerfer gegen die Demonstranten einsetzte.
Reporter der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag berichten, dass sich tausende Menschen bei einem Sportstadion versammelt hatten und im strömenden Regen nach Tsuen Wan marschiert waren.
Tsuen Wan ist eine Stadt in den Neuen Territorien der chinesischen Sonderverwaltungszone. Einige von ihnen errichteten Barrikaden und gruben Pflastersteine aus. Die U-Bahn schloss auf Druck der Regierung gewisse Stationen.
Die Polizei setzte zunächst Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Im Anschluss wurden die Wasserwerfer in Stellung gebracht. Die Polizei hatte zuvor erklärt, die Fahrzeuge würden nur bei einer «grossangelegten öffentlichen Störung» eingesetzt.
Massendemonstrationen in Hongkong
In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massendemonstrationen für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Die chinesische Regierung versucht seit Wochen mit einer Mischung aus Einschüchterung, Propaganda und wirtschaftlichem Druck die Proteste einzudämmen.
Zuletzt hatten chinesische Staatsmedien die Hongkonger U-Bahn MTR dafür angegriffen, ein «exklusiver» Service für den Transport von Demonstranten zu sein. Am Sonntag schloss MTR U-Bahnstationen nahe dem Demonstrationsort in Tsuen Wan, bereits am Vortag waren einige Stationen gesperrt worden.
Gewaltsames Aufeinandertreffen
Bei einer zweiten Demonstration in der ehemaligen britischen Kronkolonie protestierten unterdessen hunderte Menschen gegen den Einsatz der Polizei gegen die Hongkonger Bevölkerung. Einige der Anwesenden waren Angehörige von Polizisten. «Erinnert Euch daran, Euer Job ist es, den Bewohnern von Hongkong zu dienen, nicht die Feinde Hongkongs zu sein», sagte die Ehefrau eines Polizisten.
Die Beamten werden von den Demonstranten für ihr als besonders hart wahrgenommenes Vorgehen kritisiert. Bei Zusammenstössen am Samstag wurden zehn Menschen in Krankenhäuser eingeliefert, zwei in ernstem Zustand. Es waren die ersten Proteste seit eineinhalb Wochen, bei denen es gewaltsame Auseinandersetzungen gab.