Report: Viertelmilliarde Menschen leidet teils an akutem Hunger
Ein Bericht von internationalen Organisationen zeigt auf, dass im Jahr 2022 deutlich mehr Menschen gehungert haben als im Jahr zuvor.
Das Wichtigste in Kürze
- In den vergangenen Jahrzehnten litten so wenig Menschen wie noch nie unter Hunger.
- Doch die Zahl stieg im vergangenen Jahr dramatisch an.
- Einen Hauptgrund sehen die Experten in den wirtschaftlichen Folgen von Corona.
Immer mehr Menschen auf der Welt leiden teils dramatisch an Hunger. Aus einer Analyse internationaler Organisationen ging hervor: Im vorigen Jahr erlebten mehr als eine Viertelmilliarde Personen akuten Hunger oder war gar in humanitären Hungersnöten.
Es gibt verschiedene Stufen von Ernährungsunsicherheiten, in die Menschen eingeordnet werden können. Die Anzahl in den höchsten drei Kategorien ist im Vergleich zu 2021 von 193 Millionen auf 258 Millionen gestiegen. Das gaben am Mittwoch unter anderem die EU und die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) bekannt.
Welthunger ist laut Guterres «unverzeihlich»
Laut dem Bericht gibt es mehrere Hauptgründe für die vielen Ernährungskrisen in den jüngsten Jahren. Dazu zählen Konflikte sowie die wirtschaftlichen Folgen etwa von Corona und des Ukraine-Krieges.
«Mehr als eine Viertelmilliarde Menschen ist heute mit akutem Hunger konfrontiert. Einige sind kurz vor dem Verhungern», schrieb UN-Generalsekretär António Guterres im Vorwort des Berichts. «Das ist unverzeihlich.»
«Die jüngsten Zahlen zur weltweiten akuten Ernährungsunsicherheit zeichnen ein sehr besorgniserregendes Bild», sagte Rein Paulsen. Er ist Direktor für Notfälle und Widerstandsfähigkeit bei der FAO. Bei den 258 Millionen Menschen gehe es um «um gefährdete Haushalte, deren Leben und Existenzgrundlage bedroht ist», unterstrich Paulsen.
Viele Millionen leiden Hunger
Hunger-Notlagen und Ernährungskrisen werden mit einer fünfstufigen, sogenannten IPC-Skala gemessen. Akuter Hunger ist Stufe 3. Von Humanitären Notfällen (Stufe 4) waren 2022 dem Bericht zufolge rund 35 Millionen Menschen betroffen.
Bei etwa 376'000 Menschen sprechen die Experten von einer Hungersnot, der höchsten Stufe 5. Allerdings dürfte die reale Zahl der Betroffenen deutlich höher sein, etwa weil aus Äthiopien keine Daten übermittelt wurden. Dort litten Schätzungen zufolge Ende 2021 mehr als 400'000 Menschen an einer Hungersnot.