Russisches Gericht ordnet längere Haft für Historiker an
Das Urteil Juri Dmitrijew wurde in Russland von 13 auf 15 Jahre Haft angehoben. Der Menschenrechtler arbeitete für die Organisation Memorial.
Das Wichtigste in Kürze
- Statt 13 Jahre Haft muss Juri Dmitrijew jetzt 15 Jahre in ein Straflager.
- Der 65-jährige Historiker arbeitete für die Menschenrechtsorganisation Memorial.
- Das Verfahren gilt als eine politische Inszenierung.
Ein russisches Gericht hat das Strafmass für den Menschenrechtler Juri Dmitrijew in einem international kritisierten Prozess erneut verschärft.
Der 65 Jahre alte Historiker müsse nun 15 Jahre in ein Straflager. So urteilte die Richterin am Montag in der Stadt Petrosawodsk im Norden des Landes der Agentur Interfax zufolge. Vor mehr als einem Jahr war er zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Ein früheres Urteil gegen Dmitrijew sah dreieinhalb Jahre Haft vor.
Der 65 Jahre alte Historiker hatte für die renommierte Menschenrechtsorganisation Memorial gearbeitet, gegen die Russlands Justiz derzeit vorgeht. Er machte Verbrechen unter Sowjetdiktator Josef Stalin öffentlich und sich selbst damit Feinde im Machtapparat.
Verfahren gilt als politische Inszenierung
Der Fall wurde mehrfach vor Gericht neu aufgerollt. Diesmal ging es erneut um den Vorwurf, Dmitrijew habe seine Adoptivtochter unbekleidet fotografiert und sexuell missbraucht. Ausserdem soll er illegal einen Teil einer Waffe besessen haben.
Der Historiker, der in der Vergangenheit auch von einem Gericht freigesprochen worden war, weist die Vorwürfe zurück. Das Verfahren gilt als politische Inszenierung, um ihn an weiteren Forschungen zu hindern. Auch Memorial teilte erneut mit, der 65-Jährige sei «völlig unschuldig». Die EU hatte nach dem Urteil im September 2020 die sofortige Freilassung des Bürgerrechtlers gefordert.