Russland lässt umstrittenes schwimmendes Atomkraftwerk vom Stapel
Das Schiff «Akademik Lomonossow» hat heute Samstag die Werft in St. Petersburg verlassen. Im Sommer soll sie in das Arktische Meer fahren und als Kraftwerk 200'000 Menschen mit Strom versorgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die «Akademik Lomonossow» hat heute Samstag ihre Werft in St. Petersburg verlassen.
- Im Sommer 2019 soll das Atomkraftwerk in das Arktische Meer fahren.
- Laut Umweltschützer könnte ein «Tschernobyl auf Eis» drohen.
Russland hat ein umstrittenes sogenanntes schwimmendes Atomkraftwerk für die Energieversorgung auf Aussenposten in der Arktis vom Stapel gelassen. Das Schiff «Akademik Lomonossow» verliess am Samstag seine Werft in St. Petersburg, wie die Agentur Interfax meldete. In den kommenden Wochen soll es über die Ostsee und das Nordmeer in den russischen Marinehafen Murmansk fahren. Dort sollten die zwei Reaktoren des Kraftwerks mit nuklearem Brennstoff ausgestattet werden, sagte Pawel Ipatow vom Kraftwerksbetreiber Rosenergoatom der Agentur Tass. Er sprach von einem «historischen Ereignis».
Strom für 200'000 Menschen
Die «Akademik Lomonossow» hat für Russland strategische Bedeutung. Sie soll im Sommer 2019 von Murmansk aus in das Arktische Meer fahren und dort russische Aussenposten mit Strom und Wärme versorgen sowie Meerwasser entsalzen. Das Kraftwerk kann rund 200'000 Menschen mit Strom versorgen. Zielhafen ist Pewek in Sibirien.
«Tschernobyl auf Eis»
Umweltschützer kritisieren das Projekt als riskant. Mit Blick auf die Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 warnte die Organisation Greenpeace kürzlich, es drohe die Gefahr eines «Tschernobyl auf Eis».
Russland will sich reiche Vorkommen an Öl und Gas sichern, die in der Region um den Nordpol vermutet werden. Zudem werden durch die klimabedingte Eisschmelze neue Schifffahrtsrouten im hohen Norden Russlands frei. Daher stärkt Moskau seine Präsenz in der Region zunehmend militärisch. Auch die USA und andere Anrainerstaaten haben Interesse an der Arktis angemeldet.