So riesig sind die beiden Staus am Panamakanal
Wegen einer schweren Dürre in Panama muss der Betreiber des wichtigen Kanals Wasser sparen und die Kapazität reduzieren. Das führt zu Staus auf beiden Seiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Betreiber des Panamakanals hat die tägliche Kapazität um vier Schiffe gesenkt.
- Deswegen warten nun auf beiden Seiten des Kanals über 200 Schiffe auf ihre Durchfahrt.
- Einige müssen sogar 900'000 Dollar zusätzlich für ihre Durchfahrt zahlen.
Das Wetterphänomen «El Niño» sorgt derzeit in Panama für eine aussergewöhnliche Dürre. Seit rund einem halben Jahr gibt es kaum Regen, während die Verdunstung sehr hoch ist. Die Rede ist von der schlimmsten Dürre der letzten hundert Jahre.
Das spüren immer mehr auch Handelsschiffe, die den Panamakanal durchqueren müssen. Denn: Einerseits müssen die grösseren Schiffe ihre Ladung reduzieren, damit ihr Tiefgang verringert wird. Andererseits operiert der Betreiber des Kanals mit einer geringeren Schleusenkapazität, wie das «Wall Street Journal» schreibt.
Grund dafür ist, dass bei jeder Nutzung rund 200 Millionen Liter Süsswasser benötigt werden, die anschliessend in die Ozeane abfliessen. Deswegen hat der Betreiber die Kapazität für den 80 Kilometer langen Kanal auf 32 Schiffe pro Tag reduziert. Normalerweise durchqueren täglich 36 Schiffe die wichtige Welthandel-Wasserstrasse.
Tanker und Massengutfrachter im Stau
Die Konsequenz: Mittlerweile warten auf beiden Seiten des Panamakanals über 200 Schiffe auf die Durchquerung. Einige davon seit bereits knapp drei Wochen.
Unter den betroffenen Schiffen sind unter anderem Tanker für Gas und Chemikalien oder Massengutfrachter mit Getreide-, Kohle-, Zement- oder Düngemittelladungen.
Ihr Problem ist, dass sie üblicherweise kurzfristig gebucht werden, während Containerschiffe nach langfristig festgelegten Fahrplänen fahren. Deren Reedereien buchen die Kanal-Durchquerung bis zu einem Jahr im Voraus.
Die Kanal-Betreiber behandeln sie deshalb bevorzugt: Sie müssen gar nicht oder kaum auf ihre Durchfahrt warten.
900'000 Dollar zusätzlich
Doch auch bei Containerschiffen gibt es Ausnahmen: «Wir hatten zwei Schiffe, die nicht buchen konnten, und das wurde ziemlich teuer.» Dies erklärt ein Manager der Reederei Maersk der «Washington Post». «Wir nahmen an einer Auktion teil und zahlten pro Schiff 900'000 Dollar zusätzlich zu den normalen Mautgebühren von 400'000 Dollar. Um die Passage zu ermöglichen.»
Alternativen gibt es kaum und sie würden kosten sowie die Güter eher teurer machen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sind vom Mega-Stau rund 170 Länder und alle möglichen Waren betroffen. Darunter zum Beispiel Sojabohnen aus den USA, Kupfer aus China oder Rindfleisch aus Brasilien.
Weiter Flüsse sollen umgeleitet werden
Dürren wie diese könnten aber wegen des Klimawandels zur Norm werden. Der Betreiber möchte deswegen künftig weitere vier Flüsse in den Panamakanal umleiten, bisher speisen ihn drei mit Wasser. Doch bis zur Umsetzung dürfte es noch zehn Jahre dauern. Kostenpunkt: etwa zwei Milliarden Dollar.
Insgesamt werden etwa 3,5 Prozent des Seehandels über diese Wasserstrasse abgewickelt. Laut Kanalbehörde wird die Kapazität bis mindestens Anfang September beschränkt bleiben.