Studierende in Teheran brechen mit Geschlechtertrennung in Mensa
Das Wichtigste in Kürze
- An der Scharif-Universität in Teheran haben Studenten protestiert.
- Sie haben in der Mensa die obligatorische Geschlechtertrennung ignoriert.
- Anhänger der Basidsch-Milizen haben daraufhin den Eingang abgeriegelt.
Im Iran haben Studierende an der renommierten Scharif-Universität mit der obligatorischen Geschlechtertrennung in einer Mensa gebrochen. Als Reaktion darauf riegelten Anhänger der Basidsch-Milizen den Eingang der Kantine in Teheran ab, wie iranische Medien übereinstimmend berichteten.
In den sozialen Medien wurden Videos verbreitet, die junge Frauen und Männer gemeinsam an Tischen der Mensa zeigten.
Viele Frauen legten demnach auch ihr Kopftuch ab. Schliesslich sollen die Studierenden die Barrikaden wieder entfernt haben. Videos, deren Echtheit zunächst nicht verifiziert werden konnte, zeigten eine jubelnde Menge.
Kantine wurde geschlossen
Der Vorstand der Universität reagierte mit einer Schliessung der Kantine und kündigte an, die beteiligten Studierenden einer Kommission zu melden. Ihnen drohen nun Strafen wegen der Verstösse gegen die Geschlechtertrennung.
Eine Dozentin der Uni Teheran veröffentlichte auf Twitter unterdessen ein Foto, das sie ohne Kopftuch zeigte. «Wir werden nicht zurückkehren», schrieb Mona Chatami. Studierende an der Universität bestätigten die Echtheit des Accounts.
Vor wenigen Wochen waren auf dem Campus der Scharif-Universität Proteste von Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen worden. Polizisten und Milizen riegelten den Campus zwischenzeitlich ab. Die Stimmung war seitdem angespannt. Die Hochschulleitung setzte Veranstaltungen in Präsenz danach für einige Zeit aus.
Seit über einem Monat Proteste im Iran
Auslöser der systemkritischen Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll.
Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamischen Herrschaftssystem.