Taliban entführen Ex-Regierungsbeamte im Kofferraum
Die Taliban halten sich offenbar nicht an die versprochene Amnestie für ehemalige Soldaten und Regierungsbeamte. Es ist ein schockierendes Video aufgetaucht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Taliban scheinen ihre versprochene Amnestie in Afghanistan nicht einzuhalten.
- Es ist ein Video aufgetaucht, das zeigt, wie Männer in Kofferräume gezwängt werden.
Michelle Bachelet sprach am Montag vor dem UN-Menschenrechtsrat über die Lage in Afghanistan. Die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen zitierte dabei mehrere «glaubwürdige Berichte». Demnach gehen Taliban-Kämpfer von Haus zu Haus gehen, um jeden Ex-Regierungsmitarbeiter aufzuspüren oder Ex-Helfer der US-Regierung auszumachen.
«Beamte, die für frühere Verwaltungen gearbeitet haben, und ihre Familienangehörigen werden willkürlich festgenommen», sagte Bachelet. «In einigen Fällen wurden die Beamten freigelassen, in anderen wurden sie tot aufgefunden.»
Während sie sprach, tauchte im Internet schockierendes Filmmaterial auf. Dieses zeigt, wie offenbar verschiedene Taliban-Kämpfer, mindestens vier Männer in Kofferräume zwangen.
#Afghanistan International reports that these young men shown with their hands tied behind their backs and being shoved into a car boot by #Taliban members are from #Panjshir
— Sulaiman Hakemy (@SulaimanHakemy) September 13, 2021
pic.twitter.com/W6LM5NDxZF
Laut Tajuden Soroush, Korrespondent von «Iran International», wurde das Filmmaterial im Bezirk Salang Wat in Kabul gedreht. Bei den Männern soll es sich um ethnische Panjshiris handeln. Die Panjshiris sind eine von mehreren tadschikischen Minderheiten, die häufig von den Taliban verfolgt werden.
Es ist unklar, warum genau diese jungen Männer inhaftiert wurden. Die Meldung kommt jedoch kurz nachdem die Taliban behauptete, das Panjshir-Tal erobert zu haben. Dort kämpfte zuvor ein Bündnis von Widerstandskämpfern gegen die islamistische Herrschaft an.
Taliban haben Rechte von Frauen eingeschränkt
Michelle Bachelet sprach bei ihrer Rede vor dem UN-Menschenrechtsrat auch von «zunehmender Gewalt und Bedrohung» gegen UN-Mitarbeiter in Afghanistan. Einzelheiten nannte sie dabei jedoch keine. Weiter hob die ehemalige Präsidentin von Chile auch «zutiefst beunruhigende Informationen» über Razzien der Taliban in Büros einiger Interessengruppen hervor.
Gegenüber dem 47-köpfigen Rat bei der Eröffnung der Herbstsitzung sagte Bachelet ebenfalls: «Die Taliban hatten zugesichert, dass die Rechte der Frauen gewahrt würden. Doch in den letzten drei Wochen wurden Frauen schrittweise aus der Öffentlichkeit ausgeschlossen.»
Demnach seien Mädchen über 12 Jahren an einigen Orten in Afghanistan der Schulbesuch verwehrt worden. Zudem wurden die Abteilungen für Frauenangelegenheiten zeitweise aufgelöst.