Taliban

Taliban: Flucht für Frauen und Kinder oft gefährlicher

Rebekka Affolter
Rebekka Affolter

Afghanistan,

In Afghanistan sind die Taliban wieder an der Macht. Besonders die Rechte von Frauen könnten jetzt eingeschränkt werden. Warum fliehen trotzdem weniger Frauen?

Afghanistan Flucht Schutz
Wegen den strengen Grenzregimes ist die Flucht aus Afghanistan für Frauen und Kinder gefährlicher als für Männer. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Taliban haben in Afghanistan die Macht übernommen.
  • Die Rechte der Frauen könnten dadurch wieder stark eingeschränkt werden.
  • Trotzdem fliehen mehr Männer – für sie ist die Reise weniger gefährlich als für Frauen.

Nach 20 Jahren haben die Taliban in Afghanistan wieder die Macht übernommen. Dadurch könnten vor allem die Rechte von Frauen eingeschränkt werden. Auf Videos und Bildern sieht man aber vor allem Männer, die aus dem Land fliehen.

Auf den Fluchtbildern sind meist fast nur Männer zu sehen. - Twitter /@MaarcusReports, Keystone

Laut Zahlen des Bundesamts für Migration SEM gingen in der Schweiz 2020 insgesamt 1438 Primär-Gesuche von Flüchtlingen aus Afghanistan ein. Im Jahr 2021 waren es bisher 942 Gesuche. Wie viele davon von Frauen stammen und wie viele von Männern, ist allerdings nicht klar.

Reise für Frauen und Kinder oft sehr gefährlich

Beat Gerber, Mediensprecher von Amnesty International Schweiz, erklärt auf Anfrage: «Oft werden junge Männer und männliche Jugendliche von den Familien vorgeschickt.» Der Grund dafür: Die Reise sei für Frauen und Kinder oft sehr gefährlich, so Gerber.

trump
Trump wird die Schuld am Afghanistan-Choas gegeben. Im Bild: Taliban in Afghanistan. (Archivbild) - keystone

«Je strenger das Grenzregime, desto gefährlicher die Reise», führt Gerber aus. Körperlich fitte Personen hätten daher die meisten Chancen, die Reise zu schaffen. Verletzlichere Menschen – wie Frauen, die auf Kinder schauen müssen – blieben oft bereits vor den Grenzen zurück, so Gerber.

Dabei würden die Frauen auch flüchten wollen. «Es ist nicht der Fall, dass Frauen weniger gewillt sind, das Land zu verlassen», sagt Ismael Shahamat, ehemaliger BBC-Korrespondent in Afghanistan, zu Nau.ch. Shahamat flüchtete vor drei Jahren aus Kabul in die Schweiz.

Zukunft der Frauen nach Übernahme der Taliban sehr unklar

Aber: «Afghanistan ist ein Männer-dominiertes Land.» In Situationen, wie sie sich gestern am Flughafen von Kabul zugetragen haben, sei es für Frauen nicht so einfach, sich durchzusetzen, so Shahamat.

Am Flughafen herrscht seit den Grenzschliessungen ein grosses Chaos. Amerikanische Soldaten feuerten Warnschüsse ab, mindestens sieben Menschen kamen bisher ums Leben.

Was genau die Frauen in Afghanistan nun erwartet, ist noch unklar. Die Taliban haben verkündet, dass Frauen noch immer arbeiten und studieren dürfen. Ihre Taten zeigen aber etwas anderes.

Masar-e Scharif
Rauch steigt nach einer Explosion über der afghanischen Hauptstadt Kabul auf. - dpa

In der Provinz Kandahar sollen neun Frauen einer privaten Bank von der Miliz nach Hause geschickt worden sein, erzählt Shahamat. In Herat im Westen des Landes durften Frauen die Universität nicht betreten.

Bereits jetzt befänden sich weniger Frauen auf den Strassen, so Shahamat. «Es scheint, als wären die letzten Jahre nur ein Traum gewesen.»

2392 zivile Opfer – Hälfte davon Frauen und Kinder

Unter dem Scharia-Recht 2001 litten die Frauen unter extrem eingeschränkten Rechten. Dieses Recht wollen die Taliban nun wieder einführen. «Wie genau sich die Situation für die Frauen entwickeln wird, ist momentan noch schwer einzuschätzen», sagt Beat Gerber von Amnesty.

Allerdings seien bereits jetzt Frauen und Kinder die Leidtragenden dieses Konfliktes. Zwischen dem 1. Mai und dem 30. Juni wurden in Afghanistan 2392 zivile Opfer registriert – 46 Prozent davon waren Frauen und Kinder.

Auch haben die Taliban in den vergangenen Monaten Frauen bedroht, die sich öffentlich zu Frauenrechten äusserten. «Es gab nicht nur Morddrohungen gegen die ganze Familie, sondern auch gezielte Anschläge», sagt Gerber.

Ismael Shahamat sieht die Zukunft düster: «Was in unserem Land passiert ist, hat die Gegenwart und die Zukunft unserer Kinder zerstört.» Es sei wie ein 20 Jahre dauerndes Projekt gewesen, das am 11. September 2001 begonnen habe. Das Ergebnis sei das Scheitern der US-Politik sowie die Niederlage in ihrem längsten Krieg.

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