Taliban rufen zu Präsidentenwahl-Boykott auf und drohen Gewalt an
Die Präsidentschaftswahl in Afghanistan Ende September ist in Gefahr. Die Taliban drohen mit Gewalt und wollen die Bevölkerung vom Wählen abhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wahlen in Afghanistan könnten einmal mehr von Gewalt überschattet werden.
- Die Taliban wollen die Bevölkerung am 28. September vom Wählen abhalten.
Die radikalislamischen Taliban haben zu einem Boykott der Präsidentschaftswahl in Afghanistan aufgerufen und gleichzeitig mit Gewalt gedroht. Die Bevölkerung solle sich von Wahlveranstaltungen fernhalten, um nicht zu einem potenziellen Ziel zu werden.
Die Präsidentschaftswahl in Afghanistan ist für den 28. September angesetzt. Der erste Tag des Wahlkampfs war Ende Juli von einem schweren Anschlag überschattet worden. Es kam zu einem Autobomben-Angriff auf das Büro von Vizepräsidentenkandidaten Amrullah Saleh.
Schwierige Voraussetzungen
Die Taliban lehnen Wahlen ab. In der Vergangenheit haben sie immer wieder Wahlveranstaltungen und Wahllokale angegriffen. Der erste Tag der Parlamentswahl im Vorjahr war der Tag mit der höchsten Zahl an zivilen Opfern im Jahr 2018.
Die Abhaltung der Wahl ist in der Bevölkerung angesichts des laufenden Friedensprozesses umstritten. Viele Afghanen denken, die Wahl könnte einem möglichen Frieden mit den Islamisten im Weg stehen. Aufgrund der schlechten Sicherheitslage ist zudem die Durchführung der Wahl in vielen Gebieten gefährdet.
Die Taliban werden stärker
Die Taliban sind die grösste Aufständischengruppe in Afghanistan und waren von 1996 bis 2001 an der Macht. Nach den Al-Kaida-Angriffen von 2001 in New York und Washington wurden sie von der Macht vertrieben. Dafür gesorgt hatten die USA an der Spitze einer internationalen Militärintervention. Die Taliban hatten den Al-Kaida-Chef Osama bin Laden beherbergt.
Vor allem seit dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes 2014 haben die Islamisten wieder an Stärke gewonnen. Die USA treiben aktuell eine politische Lösung des Konflikts voran.