Die türkische Lira verliert immer weiter an Wert – die Unwilligkeit der Zentralbank, die Zinsen anzuheben, bleibt.
Menschen stehen vor einer Wechselstube in Istanbul Schlange.
Menschen stehen vor einer Wechselstube in Istanbul Schlange. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Spannungsverhältnis zu den USA wirkt sich auch auf die Währung der Türkei aus.
  • Die türkische Lira sinkt weiter.
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Die türkische Lira ist inmitten starker Spannungen mit den USA massiv eingebrochen. Die Währung verlor am Montag 5,5 Prozent ihres Werts und notierte am Abend bei 5,37 zum Franken. Am frühen Dienstagmorgen erholte sie sich leicht, stieg aber am Mittag erneut auf 5,31 zum Franken. Am Montag war die Lira, die seit Monaten auf Talfahrt ist, erstmals über sechs Lira zum Euro gestiegen.

Sanktionen der USA

Die Türkei liegt seit Monaten im Streit mit den USA um die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson. Nachdem US-Präsident Donald Trump vergangene Woche wegen der anhaltenden Strafverfolgung des evangelikalen Geistlichen unter Spionage- und Terrorvorwürfen Sanktionen gegen die türkischen Minister des Inneren und der Justiz verhängt hatte, reagierte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan am Wochenende in gleicher Weise.

Zwar gelten die Sanktionen als weitgehend symbolisch, doch fürchten Ökonomen eine weitere Verschärfung der Spannungen. Zusätzliche Sorgen bereitete die Ankündigung des US-Handelsbeauftragten, die Zulässigkeit von Bestimmungen zu überprüfen, die der Türkei die zollfreie Ausfuhr gewisser Produkte in die USA erlauben. Auch droht der halbstaatlichen türkischen Halkbank in den USA eine Strafe wegen Verstössen gegen die Iran-Sanktionen.

Zinsen werden nicht angehoben

Die türkische Zentralbank teilte am Montag angesichts des Verfalls der Lira mit, sie habe ihre Bestimmungen für Devisenreserven privater Banken geändert und erlaube ihnen 2,2 Milliarden Franken Liquidität. Die Entscheidung konnte die Talfahrt der Währung aber nicht stoppen, da sie die Unwilligkeit der Zentralbank unterstrich, die Zinsen anzuheben, um die Lira zu stabilisieren und die Inflation zu senken, die im Juli fast 16 Prozent erreichte.

Der Ökonom Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank wertete den Schritt als weiteren Beweis, dass die Zentralbank das übliche Instrument einer Leitzinsanhebung nicht einsetzen wolle. Erdogan ist ein erklärter Gegner hoher Zinsen und hat Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank geweckt. Der Ökonom Inan Demir von Nomura äusserte am Montag die Erwartung, dass die Leitzinsen bis auf Weiteres unverändert bleiben würden.

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