Ukraine-Krieg: Putin hört auf «Bluthund», weil er «Militär-Laie» ist
Das Wichtigste in Kürze
- Putins Hardliner äussern immer öfter Kritik an der russischen Armee-Führung.
- Dabei scheinen sie einen grossen Einfluss auf Putins Entscheide zu haben.
- Könnten Kadyrow und Prigoschin dem Kreml-Chef gar gefährlich werden?
Im Ukraine-Krieg läuft es für Wladimir Putin nicht so wie geplant. Seine Armee konnte in den letzten Wochen den Gegenoffensiven nicht standhalten – die Russen zogen sich aus einigen Gebieten zurück.
Putins Hardliner sind davon alles andere als begeistert. «Bluthund» Ramsan Kadyrow kritisiert sogar die russische Armee-Führung: Er fordert den Einsatz von Atombomben. Der Tschetschenen-Machthaber wurde erst kürzlich zum Generaloberst ernannt.
Auch «Putins Koch» Jewgeni Prigoschin schiesst gegen Verteidigungsminister Sergei Schoigu. So will der Gründer der rechtsextremen Wagner-Gruppe etwa mehr Geld für seine Schattenarmee, wie die «Washington Post» berichtet.
Generaloberst nach Druck von Hardlinern gefeuert
Brisant: Die beiden Hardliner scheinen immer mehr Einfluss zu gewinnen. Ihr Druck kann im Ukraine-Krieg offenbar einiges bewirken. So forderte Kadyrow kürzlich, den einstigen Generaloberst Alexander Lapin angesichts der Verluste in der Ukraine zum einfachen Soldaten zu degradieren.
Wenig später entliess Putin den Mann, der zuvor für seine Verdienste mit dem Orden «Held der Russischen Föderation» ausgezeichnet wurde.
Vor rund einem Monat annektierte Wladimir Putin im Ukraine-Krieg vier ukrainische Gebiete. Auch hierbei sollen Kadyrow und Prigoschin treibende Kräfte gewesen sein.
Hinter der Ernennung von Sergei Surowikin zum neuen Oberbefehlshaber im Kriegsgebiet sollen die beiden ebenfalls stecken. Surowikin gilt als äusserst brutal.
Allianz zwischen Putin und Hardlinern im Ukraine-Krieg
Bekommen Putins Hardliner jetzt immer mehr Macht im Kreml?
Zwischen den Hardlinern und Putin bestehe eine prekäre Allianz, erklärt Russland-Experte Ulrich Schmid gegenüber Nau.ch. «Die Hardliner drängen schon lange auf massiven Waffeneinsatz, Putin ist dringend auf einen militärischen Sieg angewiesen», sagt er.
Und der russische Präsident braucht Berater. Denn: «Putin hat als militärischer Laie auch schon direkt operativ in die Kriegsführung eingegriffen und damit Schaden angerichtet», erklärt Schmid. Surowikins Ernennung deute darauf hin, dass «die Kommandostruktur gestrafft worden ist».
Aber: «Die Hardliner wissen, dass es ausserhalb des Systems Putin für sie kein politisches Überleben gibt.»
Strategie- und Sicherheitsexperte Albert A. Stahel betont ebenfalls die Wichtigkeit der Hardliner-Berater: «Putin selbst versteht von Kriegführung absolut nichts – wie sein Vorbild Stalin – deshalb hört er auch auf solche Berater.»
Bereitet Ihnen der Ukraine-Krieg Sorgen?
Kadyrow und Prigoschin seien eine wichtige Stütze im Putin-Regime – «aber nicht die einzige». Insbesondere den Geheimdiensten komme auch eine tragende Rolle zu.
Stahel betont: Beide Männer sind politisch von Putin abhängig. «Deshalb gibt es auch durch sie keine Gefahr eines Putsches», so der Experte.