Ukraine-Krieg: Russen fliehen aus Angst vor Angriffen aus Grenzorten
Anti-Putin-Kämpfer sind in die russische Grenzregion Belgorod eingedrungen. Ein Grossteil der Grenzbevölkerung soll im Ukraine-Krieg die Flucht ergriffen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Ukraine-Krieg gerät die russische Grenzregion immer wieder unter Beschuss.
- Am Montagvormittag wurde die Region von Anti-Putin-Kämpfern angegriffen.
- Ein Grossteil der Bevölkerung soll die Region bereits aus Angst verlassen haben.
In der russischen Grenzregion Belgorod kam es im Ukraine-Krieg zuletzt immer wieder zu Beschuss. Nun sind Bewaffnete in die Region eingedrungen – die «Legion Freies Russland» sowie das «Russische Freiwilligenkorps» haben sich dazu bekannt. Mit ihren Angriffen wollen die Anti-Putin-Kämpfer der russischen Regierung schaden.
Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, sprach von mindestens acht Verletzten. Tote unter den Zivilisten habe es nicht gegeben. Zudem verhängte er am Montagabend Terroralarm.
Der Gouverneur sagte nach dem Vorfall, ein Grossteil der Bevölkerung habe das Gebiet verlassen. Die Stadt Graiworon zählte einst 6000 Einwohner und der angrenzende Landkreis mehr als 25'000. Unklar aber ist, wie viele Bewohner in der Grenzregion ihre Häuser bereits in den vergangenen Monaten verlassen hatten.
Russen haben «tierisch Angst» vor Ukraine-Krieg
Mit dem jüngsten Angriff auf die russische Grenzregion dürfte der Ukraine-Krieg für die russische Bevölkerung realer werden. Russland-Experte Sergej Sumlenny sagt gegenüber «Bild»: «Was sich diesmal unterscheidet, ist die Massivität, es geht um deutlich mehr Dörfer, das Ganze ist deutlich intensiver.»
Das hat Folgen: «Die Russen haben tierisch Angst und bewegen sich auch dementsprechend, als wäre der Krieg schon in Russland angekommen», so Sumlenny.
Kriegs-Experte Thomas Jäger von der Uni Köln sagt gegenüber der Zeitung, das Ganze sei für Russland «blamabel». Er stellt allerdings klar: «Dies bringt den Krieg aber nicht nach Russland.» Der Ukraine-Krieg werde weiterhin nur auf ukrainischem Gebiet geführt.
Mit längerer Dauer entfalte dieser aber «immer nachhaltigere Wirkungen auf die russische Gesellschaft». «Und diese können sich als gewaltsamer Widerstand gegen das Regime organisieren», sagt Jäger.
Mehrere Bewohner verletzt im Spital
Am Montagvormittag war die Grenzregion unter Beschuss geraten. Betroffen waren Gouverneur Gladkow zufolge die Kleinstadt Graiworon und mindestens zwei Dörfer. Mehrere Bewohner mussten mit Verletzungen ins Spital. Die Rede war zudem von beschädigten Häusern.
Unklar ist, was genau vorgefallen war und ob der Einsatz in der Nacht noch lief. Gladkow schrieb, das Militär, der auch für den Grenzschutz zuständige Inlandsgeheimdienst FSB und die Nationalgarde seien im Einsatz.
Gouverneur Gladkow machte eine Sabotagegruppe des ukrainischen Militärs verantwortlich. Kiew selbst bestritt eine Verwicklung.