Ukraine-Krieg: Russinnen fürchten sich vor Wagner-Söldner-Rückkehr
Mörder, Vergewaltiger und Gewalttäter kämpfen als Wagner-Söldner im Ukraine-Krieg. Bei den Familien der Opfer löst ihre mögliche Rückkehr grosse Ängste aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wagner-Truppe rekrutiert ihre Söldner in russischen Gefängnissen.
- So kommen Mörder, Vergewaltiger und Gewalttäter frei und vielleicht sogar nach Hause.
- Überlebende und Aktivisten warnen, die Söldner würden so zu Wiederholungstätern.
Es ist kein Geheimnis, dass die Wagner-Gruppe unter der Führung von Jewgeni Prigoschin in Gefängnissen rekrutiert. Mörder, Vergewaltiger und Gewalttäter stehen vor der Wahl: Entweder, sie kämpfen für Russland im Ukraine-Krieg, oder sie bleiben im Gefängnis.
So kommen Männer frei, die grausame Taten, insbesondere gegen Frauen, begangen haben.
Im «Guardian» erzählt die Familie einer ermordeten 23-Jährigen: Ein Wagner-Söldner, Wladislaw Kanyus, hatte vor drei Jahren seine Ex-Freundin Vera Pekhtleva gefoltert und getötet. Kanyus wurde zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt.
Pekhtlevas Mutter erhielt jedoch im Mai dieses Jahres eine anonyme Whatsapp-Nachricht: Der Mörder ihrer Tochter steht mittlerweile – mehr oder weniger– auf freiem Fuss. Überlebt er sechs Monate Krieg, darf er zurück nach Russland, ohne seine Strafe abgesessen zu haben. Solche Geschichten gibt es in Russland haufenweise.
«Wird eine Welle an Morden geben»
Alena Popova, Frauenrechteaktivistin, sagt zur britischen Tageszeitung: «Wir haben so viele Nachrichten von Menschen erhalten, die Angst haben.» Opfer, die die Gewalt überlebt haben, schwebten möglicherweise in Gefahr.
«Sie wissen, dass die Polizei nichts unternehmen wird», fügt Popova hinzu. Die ehemaligen Wagner-Söldner würden als Helden gefeiert und nicht als mehrfache Mörder oder Vergewaltiger. Und sowieso: In Russland werden nur wenige Fälle häuslicher Gewalt und Femizide ernst genommen.
Ein Beispiel illustriert dies gut: Wiacheslaw Samoilow hatte die 33-jährige Olga Schlyamina getötet und zerstückelt. Er hätte neun Jahre und sieben Monate ins Gefängnis gehen sollen, kämpfte stattdessen aber drei Monate lang in der Ukraine.
Für Samoilow’s Mutter heisst das, ihm wurde vergeben. Ihr Sohn sei «vor Gott gereinigt» worden, sagte sie einer lokalen News-Seite.
Aktivistin Alena Popova sieht aber auch ein, dass die Rückkehr für die Söldner, meistens junge Männer, schwierig sein kann: «Sie sind super traumatisiert. Niemand arbeitet mit ihnen, um sie zu resozialisieren. Ich glaube, es wird eine Welle an Morden, Vergewaltigungen und häuslicher Gewalt geben.»