UN-Bericht: Weniger zivile Opfer im Afghanistankrieg
Im bisherigen Teil des Jahres sind im Vergleich zum Vorjahr weniger Menschen in Afghanistan verletzt oder getötet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- In Afghanistan sind in diesem Jahr weniger Zivilisten getötet worden als letztes Jahr.
- Die Zahl bei getöteten Kindern liegt unverändert hoch.
- Nun wird gefordert, «überfällige Schritte» einzuleiten.
Die Zahl der zivilen Opfer im Afghanistankonflikt ist in diesem Jahr so niedrig wie zuletzt vor acht Jahren. Doch trotz der afghanischen Friedensgespräche ist kein Ende der Gewalt in Sicht.
Im Afghanistankonflikt sind bisher in diesem Jahr etwa 30 Prozent weniger Zivilisten getötet oder verwundet worden als im Vorjahr. Die Aufnahme afghanischer Friedensgespräche im September führte jedoch zu keinem Rückgang der Anzahl ziviler Opfer. Dies geht aus einem Bericht der UN-Mission in Afghanistan (Unama) hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
In der östlichen Provinz Chost verübten Aufständische am Dienstag einen Angriff in der Nähe von Spezialeinheiten der Polizei. Die Attentäter zündeten eine Autobombe und eröffneten das Feuer.
Bombenexplosion nahe Flughafen
Mindestens 15 Menschen seien dabei getötet und 25 weitere verwundet worden, teilten Innenministerium und Polizei mit. Unter den Toten seien zehn Attentäter. Zunächst bekannte sich niemand zum Angriff.
In der Hauptstadt Kabul wurden bei einer Bombenexplosion in der Nähe des Flughafens drei Zivilisten getötet. Und zehn weitere verletzt, wie ein Polizeisprecher sagte.
Immer wieder werden Unbeteiligte Opfer des Konflikts. Bis Oktober wurden in diesem Jahr Unama zufolge 2117 Zivilisten getötet und 3822 verwundet. Zuletzt hatte es 2012 im gleichen Zeitraum weniger zivile Opfer gegeben.
«Einer der schlimmsten Orte der Welt als Kind»
Die UN-Mission stellte mit Sorge eine Zunahme der Anzahl ziviler Opfer durch Angriffe der afghanischen Luftwaffe um 70 Prozent fest. Erst am Samstag kam es wieder zu einem solchen Vorfall, bei dem 12 Kinder im Norden des Landes getötet wurden.
Dass etwa ein Drittel der diesjährigen Opfer Kinder waren, bezeichnete die Organisation Save the Children als Weckruf.
«Es ist positiv, dass es in diesem Jahr einen offensichtlichen Rückgang der Todesfälle gegeben hat. Aber Afghanistan ist immer noch einer der schlimmsten Orte der Welt, an dem man ein Kind sein kann.» Dies sagte der Landesdirektor der Organisation, Chris Nyamandi, in einer Mitteilung.
Überfällige Schritte gefordert
«Die Friedensgespräche werden einige Zeit brauchen, um Frieden zu bringen. Aber alle Parteien können den Gesprächen sofort Priorität einräumen. Und dringende, offen gesagt überfällige zusätzliche Schritte unternehmen, um den schrecklichen Schaden für die Zivilbevölkerung einzudämmen.» Das sagte Deborah Lyons, Sonderbeauftragte des Generalsekretärs für Afghanistan, der Mitteilung zufolge.
Afghanistans Regierung spricht mit den militant-islamistischen Taliban seit September über Frieden. Doch der Konflikt im Land geht mit einem hohen Gewaltniveau weiter. Am Sonntag starben bei einem Selbstmordanschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Kabul 24 Schülerinnen und Schüler, fast 60 wurden verwundet.