UN-Menschenrechts-Chef: Alptraum der Bandengewalt in Haiti stoppen
Nach einem zweitägigen Besuch in Haiti hat der UN-Menschenrechtsbeauftragte, Volker Türk, von einem «lebenden Alptraum» für die Menschen im karibischen Krisenstaat gesprochen. Bandenmitglieder terrorisierten die Menschen, ohne dass der Staat dies verhindern könne, sagte Türk am Freitag zum Abschluss der Reise. Es sei an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft den örtlichen Behörden helfe, die Kontrolle zurückzugewinnen, um das Leiden der Menschen zu stoppen.
Anlässlich seines Besuchs veröffentlichten die Vereinten Nationen einen Bericht über die kritische Lage im Armenviertel Cité Soleil in der Hauptstadt Port-au-Prince wegen der eskalierenden Bandengewalt.
Demnach nahm in Cité Soleil die Zahl der Morde, Vergewaltigungen und Heckenschützenangriffe durch Bandenmitglieder in den vergangenen Monaten deutlich zu. Nur in der Nachbarschaft Brooklyn seien zwischen Juli und Dezember vergangenen Jahres 263 Menschen getötet und mindestens 57 Frauen und Mädchen vergewaltigt worden.
Türk rief dazu auf, die Sicherheitskräfte und die Justiz in Haiti zu stärken. Die Bandenmitglieder, ihre Unterstützer und Geldgeber sollten zu Rechenschaft gezogen werden. In dem Karibikstaat wurde im Juli 2021 Staatspräsident Jovenel Moïse in seiner Residenz unter noch immer ungeklärten Umständen ermordet. Das Land mit rund elf Millionen Einwohnern ist das ärmste des amerikanischen Kontinents.