UNHCR: «Unsägliche Brutalität» auf Migrationsrouten in Afrika
Laut einer Studie sterben bereits auf den Migrationsrouten innerhalb Afrikas Tausende Menschen oder werden misshandelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie sterben Tausende Menschen auf den afrikanischen Flüchtlingsrouten.
- UNHCR spricht von einer «unsägliche Brutalität», welche die Flüchtende erleben.
- Die EU zahlt Unterstützungsleistungen an die libysche Küstenwache zahlt.
Nach einer Studie kommen schon auf den afrikanischen Migrationsrouten in Richtung Mittelmeer jedes Jahr Tausende Menschen um oder werden misshandelt. Dies bleibt allerdings von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt.
Sie gerieten in die Hände von Menschenschmugglern, Milizen, Militär oder Polizei und erlebten «unsägliche Brutalität». Dies berichteten das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und das Migrationszentrum des dänischen Flüchtlingsrat in Genf.
25 Prozent der Flüchtenden sterbe bei Sahara-Durchquerung
Die Organisationen gehen davon aus, dass 2018 und 2019 mindestens 1750 Menschen auf den Routen umgekommen sind. Zusätzlich zu denen, die auf dem Weg über das Mittelmeer nach Europa verschwinden oder umkommen. 2018 und 2019 kamen auf der zentralen Mittelmeerroute nach Statistiken der UN-Organisation für Migration (IOM) rund 2500 Menschen ums Leben.
Gut ein Viertel der Menschen sterbe auf den Landrouten bei der Durchquerung der Sahara. An Durchgangsstationen in der Wüste und an Grenzposten sei sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen an der Tagesordnung. Es treffe aber auch Jungen und Männer. Auch Menschenschmuggler täten Migranten Gewalt an und zwängen Frauen in die Prostitution.
In Libyen kämen Überlebende schwer traumatisiert an. Dort würden sie unter oft menschenverachtenden Umständen in Lagern festgehalten. Die Küstenwache habe in diesem Jahr bereits mehr als 6200 Menschen abgefangen. Im vergangenen Jahr waren es gut 9000.
Die EU zahlt Unterstützungsleistungen an die libysche Küstenwache
«Die erschütternden Erlebnisse der Flüchtlinge und Migranten auf diesen Landrouten ist zu lange unsichtbar geblieben», sagte UNHCR-Chef Filippo Grandi. Die brutale Gewalt richte sich vielfach gegen Menschen, die vor Kriegen, Gewalt und Verfolgung fliehen. Er rief die Länder in der Region auf, die Brutalität zu beenden, die Opfer zu schützen. Und Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Die EU wies unterdessen Vorwürfe zurück, zumindest für die Situation in Libyen mitverantwortlich zu sein. Denn die EU zahlt Unterstützungsleistungen für die libysche Küstenwache.
Man verurteile die Gefangenenlager und arbeite mit den libyschen Behörden daran, dass sie geschlossen werden. Das erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Dienstes am Mittwoch in Brüssel. «Wir sind uns der Probleme bewusst und wir versuchen, sie anzugehen.»