Weiterer Bezirk in Nordafghanistan fällt an die Taliban
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump hat die Gespräche mit den Taliban gestoppt.
- Die radikalislamischen Kämpfer haben nun einen weiteren Bezirk eingenommen.
- Der Grossteil des Bezirkes sei bereits davor von den Islamisten kontrolliert worden.
Nach dem Abbruch der Gespräche der USA mit den Taliban über Wege zu Frieden in Afghanistan setzen die radikalislamischen Kämpfer und die Regierungskräfte ihre Gefechte fort. Nach zweitägigen Gefechten in der Provinz Tachar sei der Bezirk Jangi Kalah an die Taliban gefallen, erklärten zwei Provinzräte am Dienstag.
Der Grossteil des Bezirkes sei bereits davor von den Islamisten kontrolliert worden, sagte der Provinzrat Wafiullah Rahmani. Die Regierungskräfte hätten sich aus dem Bezirkszentrum zurückziehen müssen, nachdem trotz einer Zusage aus Kabul keine Verstärkung gekommen war. Die Taliban hätten nun auch den Basar, das Polizeihauptquartier und das Gebäude der Bezirksverwaltung übernommen. Es sei unklar, wieviele Opfer es bei den Kämpfen gegeben habe.
Erst am Wochenende konnten die Taliban den Bezirk Dascht-e Artschi im nördlichen Kundus erobern. Gleichzeitig erzielten die Regierungskräfte Fortschritte im nordöstlichen Badachschan im Bezirk Wardutsch, der mehr als vier Jahre von den Taliban gehalten wurde. Angriffe der Regierungstruppen liefen auch im Bezirk Jamgan.
«Die Alternative zu Verhandlungen ist Krieg»
Dem Afghanistan-Experten Thomas Ruttig von der Denkfabrik Afghanistan Analysts Network zufolge ist als Folge des Abbruchs der USA-Taliban-Gespräche mit einem Anstieg der Gewalt zu rechnen. «Die Alternative zu Verhandlungen ist Krieg», sagte Ruttig. Es sei zu befürchten, dass beide Seiten die Gewalt weiter eskalierten. Einen Neuansatz für Verhandlungen zu entwickeln, dürfte dauern.
US-Präsident Donald Trump hatte kurz vor einem erwarteten USA-Taliban-Abkommen am Samstag überraschend erklärt, er habe weitere Gespräche mit den Taliban wegen eines tödlichen Anschlags in Kabul abgebrochen. Die USA und die Taliban hatten seit Juli 2018 über eine politische Lösung des bald 18 Jahre dauernden Konflikts in Afghanistan gesprochen. Beide Seiten zeigten sich bis zuletzt zuversichtlich, bald ein Abkommen zu unterzeichnen.