Wie weiter nach dem Abzug der US Truppen in Syrien und Afghanistan?

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Basel,

In Afghanistan und Syrien werden die USA ihre Truppen abziehen. In Syrien alle, in Afghanistan laut Medienberichten die Hälfe. Ein Experte erklärt die Folgen.

US-Militär in Afghanistan
Ein US-Marinesoldat nimmt am Militärstützpunkt Shorab in der Provinz Helmand (Afghanistan) an einem Militär-Manöver mit der afghanischen Armee teil. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA werden Truppen aus dem Nahen und Fernen Osten abziehen.
  • Ein Experte erklärt, was die Folgen davon sind.

Der IS sei besiegt, schrieb der amerikanische Präsident auf Twitter. Es folgte die Ankündigung, dass die US-Truppen aus Syrien abgezogen werden. 2000 Soldaten sind im Bürgerkriegsland noch im Einsatz.

Am Freitag sickerte durch, dass die Truppen in Afghanistan halbiert werden sollen. 7000 Soldaten würden somit Afghanistan verlassen. Die Folgen für die Region könnten gross sein, sagt Maurus Reinkowski. Er ist Professor für Islamwissenschaft an der Universität Basel.

Maurus Reinkowski lächelt in die Kamera.
Maurus Reinkowskis Forschungsschwerpunkte liegen auf der neueren und neuesten Geschichte des Nahen Ostens und des östlichen Mittelmeerraums. - ZVG

Nau: Was kommt jetzt auf den Mittleren Osten zu?

Maurus Reinkowski: Drei grosse Akteure in Syrien – das Assad-Regime, Iran und Russland – werden sich arrangieren. Saudi-Arabien ist mittlerweile an den Rand gedrängt. Russland hat die strategische Oberherrschaft in der Region. Die Türkei wird gegen die Kurden in Syrien vorgehen und die Bildung einer kurdischen Entität in Syrien versuchen zu verhindern.

Wie wirkt sich die Veränderung der Macht in Syrien auf den Islamischen Staat aus?

Das ist die grosse Unbekannte. Möglich ist, dass sich der Islamische Staat in den Irak zurückzieht. Wir wissen auch nicht, ob Assad einen Angriff auf die letzte Rebellenhochburg im Nordwesten Syriens um Idlib wagen wird, die Verluste könnten hoch ausfallen. Das Verblüffende ist eigentlich, dass die Vereinigten Staaten mit einem eher geringen Aufgebot vor Ort sind. Die Hebelwirkung der amerikanischen Präsenz in Syrien war sehr hoch. Gerade im Vergleich mit dem Einmarsch in den Irak 2003 ist der Aufwand sehr klein, die Todesfälle bei den US-Soldaten fallen bescheiden aus und die Strategie zur Stabilisierung hat funktioniert.

Eine Karte der Region. In den roten Ländern sollen US-Truppen abgezogen werden. - Nau

Gehen Russland und die Assad-Regierung aus Sieger aus dem US-Abzug hervor?

Russland hat sich mit seinem Einsatz in und mit Syrien wieder als globaler Akteur und Ordnungskraft aufgebaut. Russland übernimmt sozusagen wieder eine zentrale Rolle, was das letzte Mal vielleicht in den 1950er und 1960er Jahren der Fall war.

Und wenn sich der Abzug der US-Truppen in Afghanistan bewahrheitet, was passiert dann?

Die Zukunft Afghanistans wird dann zu einem Experiment. Die Frage ist, wie das Engagement der USA aussieht. Es besteht die Chance, dass die Taliban die Macht gänzlich übernehmen werden. Die US-Truppen waren bei den Friedensgesprächen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung ein starker Faktor. Doch auf diesen kann sich die afghanische Regierung nach einem massiven US-amerikanischen Rückzug nicht mehr stützen.

Und wie sieht es mit den Nachbarländern aus?

Pakistan könnte das noch grössere Problem werden. Die westliche Präsenz diente auch der Stabilisierung Pakistans. Fehlt der Westen, könnte dies eine explosive Wirkung haben. Pakistan ist schliesslich eine Atommacht. Jedoch ist hier noch sehr vieles unklar.

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