Wo ist Jack Ma?
Seit Ende Oktober fehlt von Jack Ma jede Spur. Sein Online-Gigant Alibaba wird von den Regulatoren unter Beschuss genommen. Peking statuiert ein Exempel.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Alibaba-Gründer Jack Ma hat seit Monaten keinen öffentlichen Auftritt absolviert.
- Bevor er untergetaucht ist, kritisierte er das chinesische Finanzsystem.
- Im Herbst hat Peking den Börsengang einer Alibaba-Tochter gestoppt.
Als Jack Ma trat Ende Oktober in Shanghai mit harten Vorwürfen auf die Bühne eines Kongresses. Das dies vorerst sein letzter Auftritt sein würde, ahnte er da wohl noch nicht. Er warf den Banken des Landes eine «Pfandhausmentalität» vor und verschwand.
Jack Ma ist einer der reichsten Männer Chinas und Gründer des Online-Handelsriesen Alibaba. Er zog gegen die nach seiner Sicht verkrusteten Strukturen des chinesischen Finanzsystems zu Felde.
Jack Ma sprach über «Methoden von gestern»
«Gute Innovation hat keine Angst vor Regulierung, aber sie hat Angst vor veralteten Vorschriften», wurde Ma zitiert. Die Zukunft dürfe nicht «mit Methoden von gestern» reguliert werden, so Ma weiter. Seitdem ist er verschwunden.
Wie die britische «Financial Times» Ende Dezember berichtete, nahm Ma seit seinem Auftritt in Shanghai keine öffentlichen Termine mehr wahr. Seitdem greifen zahlreiche internationale Medien das Verschwinden des einstigen chinesischen Vorzeigeunternehmers auf. Einen klaren Hinweise darauf, wo er stecken könnte, gibt es jedoch noch immer nicht.
Alibaba reagierte nicht auf Anfragen zu seinem Gründer. Auch in Chinas staatlich kontrollierten Medien gibt es keine Aufklärung über das Schicksal von Ma.
Zweifellos steht aber fest, dass der Milliardär und Alibaba ins Visier der chinesischen Regierung geraten sind. Das wurde schon unmittelbar nach seiner inbrünstigen Rede im Oktober deutlich.
Börsengang von Alibaba-Tochter gestoppt
Es hätte der grösste Börsengang aller Zeiten werden sollen. Auch an anderer Front geriet Alibaba ins Kreuzfeuer. Dieses wird nun auch noch wegen unterstellter Monopolvergehen von der chinesischen Kartellbehörde untersucht wird.
Beobachter halten es für unrealistisch, dass Jack Ma von den Sicherheitsbehörden festgehalten wird. Ein Szenario, das als wahrscheinlicher gilt, ist, dass dem Milliardär geraten wurde, sich erstmal selbst aus der Öffentlichkeit herauszuhalten.
So berichtete der US-Sender CNBC unter Berufung auf einer mit der Angelegenheit vertrauten Person, dass sich Ma «vorerst zurückgezogen» habe. «Er hat seine Tür verschlossen und denkt über seine Fehler nach», meint auch der unabhängige Shanghaier Wirtschaftsforscher Liu Shengjun.