Zusammenstösse mit Polizei bei Protesten gegen Corona-Lockdown in Sydney
Bei Protesten gegen den seit rund einem Monat geltenden Corona-Lockdown in Sydney ist es zu Zusammenstössen von Demonstranten mit der Polizei gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wachsender Unmut wegen Gesundheitspolitik der Regierung.
Protestierende in der bevölkerungsreichsten Stadt Australiens bewarfen die Sicherheitskräfte am Samstag mit Flaschen und Blumentöpfen, wie AFP-Reporter berichteten. Laut Polizei gab es zahlreiche Festnahmen. Im ganzen Land steigt der Unmut wegen der Gesundheitspolitik der Behörden.
Die Organisatoren hatten den Protest als «Freiheits»-Kundgebung betitelt und in Online-Netzwerken bekannt gemacht, die häufig zur Verbreitung von Falschnachrichten über Impfstoffe und Verschwörungstheorien genutzt werden. Auch in Melbourne, der zweitgrössten Stadt des Landes, gingen Lokalmedien zufolge Tausende Menschen auf die Strasse. Weitere Demonstrationen waren in anderen Städten geplant.
Besonders Sydney bekommt seit Wochen einen Ausbruch des Virus nicht in den Griff. Angesichts der weiter steigenden Corona-Infektionen riefen die Behörden des Bundesstaats New South Wales, dessen Hauptstadt Sydney ist, am Freitag den Notstand aus. Regierungschefin Gladys Berejiklian hatte zuvor bereits angedeutet, dass die geltenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens wohl noch weiter gelten würden.
Der Abgeordnete des australischen Parlaments, Stephen Jones, bezeichnete die Demonstranten als «egoistische, rücksichtslose Idioten». «Niemand will den Lockdown», aber wegen solcher Aktionen werde er wohl in Kraft bleiben müssen. Die Polizei zeigte Verständnis für «freie Meinungsäusserung und friedliche Versammlung» - aber die Proteste verstiessen gegen die aktuellen Gesundheitsvorschriften.
Australiens Premierminister Scott Morrison steht derzeit stark unter Druck. Die lange Zeit sehr niedrigen Ansteckungszahlen in Australien waren zuletzt so schnell angestiegen wie seit Beginn der Pandemie nicht. Zugleich sind nur rund zwölf Prozent der Bevölkerung geimpft - eine der niedrigsten Impfraten unter den reicheren Ländern.
Neben der nur langsam anlaufenden Impfkampagne kommen auch mehr und mehr Zweifel an der Strategie der Regierung in Canberra auf, die anders als europäische Länder darauf abzielt, keinerlei Ansteckungen mit dem Virus mehr zu haben. Australien setzt dafür auf strikte Grenzschliessungen und strenge lokale Lockdowns bereits bei wenigen Ansteckungen.
Mittlerweile befindet sich fast die Hälfte der 25 Millionen Einwohner Australiens im Lockdown. Insgesamt sind die Ansteckungszahlen dennoch im Vergleich mit europäischen Ländern auf einem niedrigen Niveau.