Ministerium schliesst Schule, weil sogar Lehrer schwänzen
Weil an einer deutschen Privatschule Schüler und Lehrer schwänzen, macht das Bildungsministerium die Schule dicht. Diese fühlt sich missverstanden.
Das Wichtigste in Kürze
- An einer deutschen Privatschule schwänzen sowohl Schüler als auch Lehrer.
- Das Bildungsministerium schliesst daraufhin die Schule.
- Diese dementiert die Mängel, das Ministerium stütze sich auf «falsche Angaben».
Es ist schon ein eigenartiges Schauspiel, das sich in der Freien Dorfschule Lübeck (D) abspielt. An der Privatschule mit «waldorfnahem Dorfschulkonzept» scheint man es mit der Anwesenheitspflicht nicht allzu ernst zu nehmen. Das zumindest stellt das zuständige Bildungsministerium in mehreren Überprüfungen fest.
Nicht nur die Schüler schwänzen
In einer Mitteilung des Ministeriums heisst es: «Anstatt der 55 Schülerinnen und Schüler, die vor Ort tatsächlich hätten beschult werden müssen, war regelmässig weniger als die Hälfte anwesend.»
Und nicht nur das: Wie sich herausstellt, haben offenbar auch die Lehrerinnen und Lehrer geschwänzt. So seien regelmässig lediglich zwei Lehrkräfte anwesend gewesen, «obwohl laut Plan mehr Pädagoginnen und Pädagogen im Dienst gewesen sein müssten».
Am Freitag zieht das Ministerium dann die Reissleine: «Diese Häufung von Ungereimtheiten hat unser Ministerium dazu veranlasst, die Genehmigung der Schule zu widerrufen.» Will heissen: Die Schule muss dichtmachen.
Die Schule stehe in Lehrzielen, Einrichtung und Ausbildung der Lehrkräfte hinter den öffentlichen Schulen zurück, begründet Bildungsministerin Karin Prien. «Unser Schulgesetz erlaubt Privatschulen, aber wir schauen sehr genau hin. Wenn wir Hinweise bekommen, dass es nicht ordentlich läuft, schliessen wir eine solche Schule.» Es dränge sich der Verdacht auf, dass Eltern ihre Kinder an der Schule angemeldet hätten, um die Schulpflicht zu umgehen.
Schule dementiert Mängel
Nach mehreren Medienberichten setzt sich die Schule zur Wehr. Unter der Überschrift «Juhu, wir haben es in die Bildzeitung geschafft!» schreibt sie: «Die Schule läuft fort. Es ist falsch, dass die Schule am Freitag geschlossen wurde!»
Aktuell würden 48 Kinder in zwei «Familienklassen» unterrichtet, eine vor- und eine nachmittags. Zudem wird betont, dass man auch nach der Pandemie weiter auf digitales Lernen setze. Die Schule kritisiert, das Ministerium stütze den Widerruf auf «falsche Angaben». So gehe es nur von der Vormittagsgruppe aus und habe Schulräume als unzureichend bezeichnet, obwohl diese genehmigt worden seien.
Ein Ministeriumssprecher widerspricht. Die Überprüfungen hätten vor- sowie nachmittags stattgefunden, zitiert ihn die «FAZ». Bei Schulgründung sei die Mitnutzung von Räumlichkeiten anderer Schulen in Aussicht gestellt worden. Dies habe sich aber als «Luftnummer» herausgestellt.
Nun soll ein Richter den Zwist zwischen Ministerium und Schule entscheiden. Letztere hat in ihrer Stellungnahme rechtliche Schritte angekündigt. Auch gegen die zuvor erfolgte Streichung von Zuschüssen will die Privatschule rechtlich vorgehen.