Polizei: Brasilianischer Bürgermeister inszeniert Attentat
Im Wahlkampf wird auf einen brasilianischen Bürgermeister geschossen. Die Polizei ermittelt – und glaubt inzwischen, dass alles nur inszeniert war.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Attentat auf einen Bürgermeister in Brasilien soll nur vorgetäuscht gewesen sein.
- Der 72-Jährige war dabei im Oktober an der Schulter verletzt worden.
- Laut Polizei hatte das Umfeld des Opfers den Anschlag geplant – für mehr Wählerstimmen.
Im Oktober wurde José Aprígio da Silva bei einem Attentat in die Schulter getroffen. Der Bürgermeister von Taboão da Serra in der Nähe von Sao Paolo kämpfte damals um die Wiederwahl.
Die Ermittlungen der Polizei lassen die Schüsse nun in einem völlig neuen Licht dastehen. Es scheint, als sei das Attentat nur vorgetäuscht worden. Da Silvas Umfeld soll es selbst organisiert und Männer dafür angeheuert haben, berichtet der britische «Guardian».
Die Hoffnung dahinter: Der amtierende Bürgermeister wollte Mitgefühl auslösen und so wertvolle Wählerstimmen gewinnen.

Doch der Plan scheiterte – in mehrfacher Hinsicht: Der 72-Jährige wurde verletzt, verlor dennoch sein Amt und sieht sich nun dem Vorwurf eines Fake-Attentats ausgesetzt.
Verletzung war offenbar nicht geplant
Den Ermittlungen der Polizei zufolge soll Da Silvas Entourage 500'000 Real (83'000 Franken) an die vermeintlichen Attentäter gezahlt haben. Sie sollten auf Silvas gepanzerten SUV schiessen.
«Es war der Bürgermeister selbst, der darum bat, auf die Windschutzscheibe zu schiessen», sagte ein Zeuge laut «Guardian» der Polizei.
Dass der 72-Jährige dabei verletzt wird, war aber offenbar nicht Teil des Plans. Die Panzerung seines Fahrzeugs sollte ihn schützen. Doch schossen die Angreifer mit einer Kalaschnikow – und für deren Geschosse war die Panzerung zu schwach.
Gegner nicht überrascht von Inszenierung
Dass der Bürgermeister sein eigenes Attentat inszenierte oder davon wusste, bestreiten seine Anwälte. «José Aprígio ist ein Opfer», betonte sein Anwalt Allan Mohamed. Er landete auf der Intensivstation und habe beinahe sein Leben gelassen.
Da Silvas Gegner Daniel Plana Bogalho gewann die Wahl letztlich mit grossem Vorsprung. Überrascht zeigte er sich nicht von der jüngsten Wendung, die der Fall um das Attentat nimmt. «Wir waren uns immer sicher, dass es sich um eine Inszenierung handelte», sagte er.