Vorwurf der sexuellen Belästigung in chinesischen Barbie-Fabriken
Dem US-Spielzeughersteller «Mattel» wird vorgeworfen, nichts gegen sexuelle Belästigung in seinen Fabriken zu unternehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Spielzeughersteller «Mattel» wird von NGOs kritisiert.
- Laut Bericht von «Solidar Suisse» lässt Mattel sexuelle Belästigung in seinen Fabriken zu.
- Verschiedene Frauen berichten von sexistischen Bemerkungen und ungewollten Berührungen.
Die Barbiepuppe ist seit Jahrzehnten eines der beliebtesten – wenn nicht das beliebteste – Spielzeuge bei Kindern. Hergestellt wird sie von Mattel, dem US-amerikanischen Spielzeug-Riesen. Pünktlich zum Anfang der Weihnachtssaison jedoch veröffentlichten drei NGO, darunter «Solidar Suisse», einen brisanten Bericht über Mattel.
Genauer untersuchte Solidar die Arbeitsbedingungen in den Spielzeugfabriken, die sich in China befinden. Die Befunde: Tägliche sexuelle Belästigung der weiblichen Angestellten, ohne, dass die Manager von Mattel etwas dagegen unternehmen.
Drohungen und sexuelle Bemerkungen
Schon 2019 kamen zahlreiche Vorfälle von sexueller Belästigung in einer chinesischen, von Mattel kontrollierten Fabrik, ans Licht. In 2020, in einer anderen Fabrik, wurde eine ähnliche Arbeitsatmosphäre festgestellt. Zum Beispiel beschreibt Solidar die Situation einer 19-jährigen Studentin, die regelmässig von einem zehn Jahre älteren Kollegen belästigt werde.
Mit Aussagen wie «Ich habe heute Nacht keinen Schlafplatz, kann ich zu dir kommen?» würde die Angestellte regelmässig konfrontiert. Nachdem sie den Mann auf WeChat, dem chinesischen Pendant zu WhatsApp, blockiert hatte, habe er ihr mit Schlägen gedroht.
Eine andere junge Studentin müsste sich tagtäglich Bemerkungen über ihre Brüste und ihren Körperbau anhören, schreibt Solidar. Die Frauen berichteten auch von ungewollten Berührungen und Streichlern.
In den Gruppenchats auf WeChat, dem chinesischen Pendant zu WhatsApp, würden oft Nachrichten sexistischer und sexueller Natur verschickt. Beispielsweise verschickten die männlichen Angestellten Bilder von nackten Frauen, oder Visitenkarten von Sexarbeiterinnen.
Mattel entzieht sich der Verantwortung
Mattel verfüge über einen Verhaltenskodex, der für einen diskriminierungs- und belästigungsfreien Arbeitsplatz sorgen soll. Doch in der Praxis würde dieser nicht umgesetzt, so Solidar: «Die vom internationalen Verband der Spielzeugindustrie (ICTI) in den Fabriken in Auftrag gegebenen Audits haben nie auf Fälle von Belästigungen hingewiesen.»
Die Audits stellten für Mattel eine «‹ethische› Zertifizierung» dar, die es ihnen ermögliche, sich jeglicher Verantwortung zu entziehen. Solidar fordert von Mattel, konkrete Massnahmen gegen das Problem zu ergreifen.