WTA durch angebliche Nachricht von Peng Shuai besorgt
Das Wichtigste in Kürze
- Peng Shuai machte einen Übergriff eines chinesischen Politikers öffentlich.
- Nach der Veröffentlichung verschwand die Tennisspielerin aus der Öffentlichkeit.
- Nun ist eine Mail von ihr aufgetaucht. Doch stammt die Nachricht wirklich von ihr?
Chinas Tennisstar Peng Shuai äusserte Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs eines Politikers. In einer Nachricht an die Organisation WTA widerruft sie diese. Aber stammt die Mail wirklich von ihr?
Chinas staatliches Auslandsfernsehen CGTN veröffentlichte auf Twitter eine Mail, die der Tennisstar selbst geschrieben haben soll. Sie soll die Nachricht an den WTA-Chef Steve Simon geschickt haben. Die Berichte über sie, «einschliesslich des Vorwurfs der sexuellen Nötigung», seien «nicht wahr», hiess es darin. Ihr gehe es gut.
Chef der Womans Tennis Association bleibt misstrauisch
«Es fällt mir schwer zu glauben, dass Peng Shuai diese E-Mail tatsächlich geschrieben hat», reagierte WTA-Chef Simon. Die WTA und der Rest der Welt brauchten einen «unabhängigen Beweis», dass die Spielerin in Sicherheit sei.
Die Veröffentlichung durch chinesische Staatsmedien vergrössere seine Bedenken bezüglich ihrer Sicherheit und ihres Aufenthaltsorts. «Es muss Peng Shuai erlaubt werden, frei zu sprechen, ohne Zwang oder Einschüchterung jeglicher Herkunft.» Er habe selbst wiederholt über verschiedene Wege «vergeblich» versucht, den Tennisstar zu erreichen.
Nach Vorwürfen verschwunden
Peng Shuai hatte im Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Im Eintrag wurde geschildert, dass sie über zehn Jahre eine Beziehung mit dem verheirateten früheren Vizepremier Zhang Gaoli gehabt habe.
Im Beitrag ist von Liebe und Zuneigung die Rede, aber auch von einem ungewollten sexuellen Übergriff. Die Echtheit des Postings konnte nicht verifiziert werden.
Seither ist Peng Shuai nicht mehr öffentlich gesehen worden. Auch streicht Chinas Zensur jede Debatte über den Fall. Suchen nach ihrem Namen oder nach #MeToo im chinesischen Internet sind geblockt.
In dem Schreiben, das der Staatssender jetzt veröffentlichte, heisst es hingegen: «Ich werde nicht vermisst.» Auch sei sie in Sicherheit. «Ich habe mich nur ein bisschen zu Hause erholt, und alles ist gut.» Der Screenshot der Mitteilung weckte allerdings auch deswegen Misstrauen von Beobachtern, weil der Cursor im Text stand.
Die Menschenrechtsorganisation China Human Rights Defenders (CHRD) teilte mit: «Die chinesische Regierung hat eine lange Vorgeschichte, willkürlich Menschen in kontroversen Fällen festzuhalten.» William Nee von CHRD wies auf die Anschuldigungen sexuellen Fehlverhaltens und Machtmissbrauchs: «Diese Vorwürfe sollten nicht zensiert werden, sondern eine unparteiische und faire Untersuchung auslösen.»