Blockchain-Technologie beflügelt Markt für digitale Kunst
Ein Verkaufspreis von 6,6 Millionen Dollar für das Originalwerk eines Künstlers sind keine Besonderheit. Aber 6,6 Millionen Dollar für einen zehnsekündigen Videoclip, den man im Internet gratis sehen kann, schon. Möglich macht den Handel mit digitaler Kunst die Blockchain-Technologie, auf der Kryptowährungen wie Bitcoin basieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Das besagte Werk des Künstlers «Beeple», der bürgerlich Mike Winkelmann heisst, ist in einer Blockchain-Datenbank registriert.
Im Oktober 2020 wurde dort Pablo Rodriguez-Fraile als Besitzer des Originals eingetragen, nachdem er das Werk für fast 67'000 Dollar erworben hatte. In der vergangenen Woche verkaufte es der Sammler dann für 6,6 Millionen Dollar weiter.
Die auf der Blockchain-Technologie basierenden sogenannten Non-fungible Tokens (NFT) dienen als digitaler Nachweis für den Besitz eines Originals und erfreuen sich bei Kennern von Online-Kunst immer grösserer Beliebtheit. Käufer können sich mit NFTs aber auch Grundstücke in den virtuellen Welten von Computerspielen oder exklusive Namen für Krypotwährungsdepots sichern.
Wer stundenlang vor dem Computer sitze und sich im Cyberspace aufhalte, für den sei digitale Kunst real, sagt Alex Atallah, Mitgründer von OpenSea, einer Plattform zum Handel mit NFTs. Denn schliesslich sei das ihre Welt. OpenSea zufolge stieg der monatliche Umsatz auf der Plattform im Februar auf 86,3 Millionen Dollar. Im Januar seien es lediglich acht Millionen Dollar gewesen. Vor einem Jahr hätten die monatlichen Erlöse lediglich bei 1,5 Millionen gelegen.
Vor diesem Hintergrund organisiert das 1766 gegründete Auktionshaus Christie's erstmalig den Verkauf digitaler Kunst. Angeboten wird eine Collage aus 5000 Bildern von Beeple. Bislang wurden drei Millionen Dollar für dieses ausschliesslich digital verfügbare Werk geboten. Die Auktion läuft noch bis zum 11. März. «Wir bewegen uns auf unbekanntem Terrain», sagt Noah Davis, Experte für zeitgenössische Kunst bei Christie's. «In den ersten zehn Minuten der Auktion hatten wir bereits Gebote von 21 Interessenten und waren bei einer Million Dollar.» Dies sei bereits mehr als bei allen vorangegangenen reinen Online-Auktionen in seinem Bereich.
Als Pionier auf dem Feld der NFTs gilt die US-Basketballliga NBA. Auf ihrer Internet-Seite Top Shots https://www.nbatopshot.com können Fans Highlights von Spielen kaufen und handeln. Der NBA zufolge hat die Plattform fünf Monate nach ihrem Start 100'000 Nutzer und einen Handelsumsatz von fast 250 Millionen Dollar. In der bislang grössten Einzel-Transaktion habe ein Nutzer am 22. Februar 208'000 Dollar für den Clip eines «Slam Dunk» des Basketball-Stars LeBron James gezahlt.
Nate Hart, der seit der Erfindung von NFTs 2017 im Markt aktiv ist, warnt allerdings vor einer Spekulationsblase. «Es ist schwer vorherzusagen, wann der Höhepunkt erreicht ist.» Nach Einschätzung von Andrew Steinwold, der im Januar einen NFT-Investmentfonds aufgelegt hat, wird die Mehrzahl dieser digitalen Eigentumsnachweise irgendwann wertlos. Das Konzept an sich habe aber Zukunft. «Wir verbringen einen Grossteil unserer Zeit online.» Da seien entsprechende Eigentumsrechte nur folgerichtig. «Das Volumen wird eines Tages Billionen von Dollar erreichen», prognostiziert Steinwold.