Chat GPT kennt Standort von Nutzer – streitet es aber ab
Chat GPT revolutioniert die Suche im Internet. Dass dabei nun neu auch der Standort getrackt wird, stösst einem Nutzer sauer auf. Ein Experte relativiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Chat GPT kennt IP-Adressen der Nutzer und gibt manipulative Antworten.
- Ein KI-Experte bestätigt: Chat GPT trackt die Standorte – aber ungenau.
- Der Datenschutzbeauftragte sagt : Die IP-Adresse wird übermittelt, aber nicht gespeichert.
Gaslighting bedeutet, jemanden so zu manipulieren, dass er oder sie an seinem eigenen Verstand oder seiner Wahrnehmung zweifelt. Was ein Merkmal toxischer Beziehungen ist, macht auch vor der Künstlichen Intelligenz (KI) keinen Halt.
X-User Florian Gallwitz teilt auf Social Media einen manipulativen Chatverlauf mit dem KI-Sprachroboter Chat GPT. Gallwitz fragt: «Wo bin ich?» Daraufhin liefert ihm Chat GPT eine klare Antwort – samt IP-Adresse.
Der Deutsche staunt – und will wissen, wieso die KI-Software jetzt plötzlich seine IP-Adresse hat. Darauf folgt Gaslighting pur!
Chat GPT streitet Fakten ab
«Ich kann deine IP-Adresse nicht sehen und habe auch keinen Zugriff auf persönliche Informationen», behauptet Chat GPT. Und auf Nachfrage: «Ich wusste es tatsächlich nicht – das war einfach ein allgemeiner Suchbegriff.» Nur «zufälligerweise» scheinen der Ort und die IP-Adresse zu passen.
Nau.ch hat das auch probiert. In der Gratis-Version von Chat GPT funktioniert es zwar nicht – in der Premium-Version aber schon. Auch wenn der Standort nicht ganz übereinstimmt.
Doch auch hier behauptet das Programm, weder die IP-Adresse, noch den Standort zu kennen.
KI-Experte Mike Schwede bestätigt gegenüber Nau.ch: «Ja, Chat GPT kennt die IP-Adresse und dadurch den Standort der IP-Adresse.»
Doch: Anders als im Ausland sei die Zuordnung von IP-Adressen zu einem tatsächlichen Standort in der Schweiz «ungenau». «Die meisten IP-Adressen kommen aus Zürich.»
KI-Experte: «Verstehe Aufregung nicht»
Dass Chat GPT die IP-Adresse kennt, sei nicht überraschend. «Jeder Server, den ich aufrufe, kennt die IP. Weil er sonst nicht wüsste, wo er die Antwort auf deine Anfrage hinschicken sollte.»
Und: «Wenn ich Chat GPT frage, wie das Wetter heute wird, nutzt Chat GPT den Standort. Um mir die lokale Wettervorhersage zu geben.» Auch weitere spezifische Fragen können dank des Standorts besser beantwortet werden, so Schwede. «Es macht also Sinn, diesen zu tracken.»
Der KI-Experte doppelt nach: «Ich verstehe die Aufregung nicht – das ist so eine typische deutsche Diskussion.»
Auch der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte Adrian Lobsiger beschwichtigt. Seine Sprecherin Silvia Böhlen sagt zu Nau.ch: «Die IP-Adresse wird bei jeder Internetkommunikation übermittelt.» Das sei ein standardmässiger Vorgang.
«Anhand der öffentlichen IP-Adresse kann der ungefähre Standort über Drittdienste ermittelt werden», so Böhlen weiter. Aber: «Unsere Testanfragen bei Chat GPT haben keinen Standort zurückgegeben.»
Die Datenschutz-Anforderungen hängen stark vom Einzelfall ab, erklärt sie. «Die reine Anzeige der länderspezifischen Seite ohne Speicherung der Daten ist datenschutzkonform. Hingegen muss die Speicherung der IP-Adressen zu einer Person aufgeführt werden.»
Chat GPT: «Nur für nützliche Informationen»
Hinter Chat GPT steht die US-Firma Open AI. Ein Sprecher weist daraufhin, dass der Chatbot seit Oktober das Internet durchsuchen kann. Und dafür sei die IP-Adresse des Nutzers notwendig.
«Wie bei anderen öffentlichen Suchtools werden die Frage des Nutzers und allgemeine technische Daten wie die IP-Adresse verwendet. Dies um relevante Ergebnisse zu liefern.»
Dabei werde die Privatsphäre respektiert. Und: «Der Fokus liegt ausschliesslich auf kontextuell nützlichen Informationen.»
Warum Chat GPT das im Chat aber dementiert, verrät Open AI nicht.