Das Huawei P60 Pro im Nau.ch-Test – verschenktes Potenzial
Auch das Huawei P60 Pro ist ein potentes Flaggschiff mit bekannten Abstrichen. Trotz starker Hardware wirft dieses Gerät bei mir vor allem Fragen auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor wenigen Wochen hat Huawei das P60 Pro offiziell auch im Westen lanciert.
- Mit einem Startpreis von 1200 Franken liefert der Hersteller fantastische Hardware.
- Vor allem die Kamera und der Akku können hier ganz Huawei-typisch überzeugen.
- Leider machen auch dieser Generation Software-Probleme einen Strich durch die Rechnung.
Es ist mittlerweile schon die vierte Generation von Huawei-Handys, welche unter den anhaltenden US-Sanktionen lanciert wird. Auch wenn der Hersteller beim P60 Pro absolut tüchtige Hardware liefert, bleiben die bekannten Probleme bestehen. Wie schon bei vergangenen Huawei-Phones handelt es sich hier um ein fragwürdiges Flaggschiff.
Flaggschiff auf den ersten Blick
Praktisch anzusehen ist dem Gerät, dass Huawei zumindest hardwaretechnisch keine Kosten scheuen will. Vor allem in der «Rococo Pearl»-Optik ist das Gerät genau so umwerfend schön, wie es auch stark sein sollte.
Weiter finden wir auf der Rückseite das grosse Kameramodul, welches optisch an eine traditionelle Kamera angelehnt ist. Hier landen wir sogleich auch beim Hauptaugenmerk des Geräts, ganz in der Tradition von Huaweis P-Reihe.
Der Hersteller verbaut eine grosse Hauptkamera und ein 3,5-faches Telezoom mit 48 MP, während das Ultraweitwinkelobjektiv mit 13 Megapixeln knipst. Diese Eckdaten lassen sich auch praktisch direkt in die Ergebnisse übersetzen. Die Hauptkamera liefert gewaltige Aufnahmen, gerade im Tageslicht, mit viel Detail. Vom Huawei Mate 50 wurde die verstellbare Blende übernommen.
Mein Favorit ist jedoch das Telezoom, welches mit derselben Auflösung ohne Verluste fotografiert. Dank einer verkleinerten Fokaldistanz können auch Sujets in der Nähe per Zoom fotografiert werden, was für eine natürliche Hintergrund-Unschärfe sorgt. Auch als Makroobjektiv macht sich das Telezoom grandios.
Einzig beim effektiven Heranzoomen zu weit entfernten Objekten hinkt Huawei hinter der Konkurrenz her. Was im Vergleich ebenfalls enttäuscht ist das Ultraweitwinkel, welches merkbar schlechtere Fotos macht.
Auch die beste Hardware bringt nichts
Angetrieben wird das Ganze übrigens von einem Snapdragon 8+ Gen 1, Qualcomms letztjährigem Flaggschiff-Prozessor. Mein Testgerät kommt zudem mit 256 GB Speicherplatz und 8 GB Arbeitsspeicher. Auch diese Spezifikationen liefern die zu erwartende Leistung.
Das Gerät läuft im Alltag flüssig und ohne Aufhänger selbst bei grosser Auslastung. Lediglich der Arbeitsspeicher ist etwas knapp bemessen und schliesst Apps im Hintergrund etwas zu oft.
Jetzt aber zum Elefanten im Raum: Mangels vollwertigen Android- und Google-Diensten ist hier auch noch so leistungsfähige Hardware nicht mehr als Perlen vor die Säue. Etliche Apps laufen entweder nicht korrekt oder gar nicht, Push-Benachrichtigungen sind unzuverlässig, wir kennen die Probleme.
Zumindest kann ich hier dem Akku erneut ein grosses Lob geben. Wohl aufgrund der mangelnden Software und fehlendem 5G hält das Huawei P60 Pro locker zwei Tage durch. Dank mitgeliefertem 88-Watt-Netzteil sind die 4815 Milliamperestunden auch schnell wieder aufgeladen.
Das Huawei P60 Pro – Warum?
Im Grunde ziehe ich hier dasselbe Fazit wie schon beim Mate 50 Pro vor einigen Monaten. Das Phone selbst könnte mit seiner Hardware praktisch jeden Konkurrenten aus dem Wasser pusten. Ein weiteres Mal liefert Huawei hier jedoch ein starkes Handy mit zu schwacher Software.
Mit seinem Startpreis von 1199 Franken muss ich langsam aber sicher die Existenzberechtigung von den jährlich neuen Huawei-Flaggschiffen hinterfragen. Für dieses Geld erwarte ich, dass das Gerät funktioniert, ohne Workarounds oder Tüfteleien. Eine Kaufempfehlung kann ich für das Phone aktuell definitiv keine geben, auch wenn ich es noch so gern möchte.