Das Motorola Razr 40 Ultra im Nau.ch-Test - zu viel des Guten?
Das Wichtigste in Kürze
- Mit dem Razr 40 Ultra nimmt Motorola schon den dritten Anlauf eines Klapp-Handys.
- Für grob 1200 gibt es hier ein schickes Phone mit gemischter Hardware-Leistung.
- Vor allem überzeugen will der Hersteller mit grossem Screen auf der Aussenseite.
Seitdem unsere Smartphones faltbar sind, versucht Handy-Hersteller Motorola Nostalgie und Innovation mit seinen Falthandys zu vereinen. Das allererste neue Moto Razr erinnerte optisch noch stark an die einstigen Klappnatel der frühen 2000er-Jahre. Der Revival-Versuch war jedoch nicht von grossem Erfolg.
Vor wenigen Wochen gab es nun bereits die dritte Iteration der Foldables von Motorola zu sehen. Das Razr 40 und Razr 40 Ultra erinnern viel eher an die Klapp-Geräte der zunehmend grossen Konkurrenz. Gerade das 40 Ultra will mit grossem Screen auf der Aussenseite in seiner Kategorie die Krone abholen. Oder hat Motorola sich hier zu viel vorgenommen?
Was man Motorola definitiv lassen muss, ist das Design. Dank abgerundeter Kanten fühlt es sich überraschend schlank an, sowohl geschlossen, aber vor allem auch geöffnet.
Das Motorola Razr 40 Ultra liefert ab – auf dem Papier
Ausgestattet ist das Gerät mit Qualcomms letztjährigem Flaggschiff-Prozessor, dem Snapdragon 8+ Gen 1 und 8 Gigabyte Arbeitsspeicher. Dies sorgt im Alltag für ein praktisch reibungsloses Erlebnis, wenn auch nicht ohne Ruckler.
Bei intensiver Nutzung läuft das Motorola Razr 40 Ultra spürbar warm und kommt ins Stocken. Das wirkt aber eher nach schlechter Software, als schlechter Hardware. Dieser Punkt wird im Verlaufe des Testberichts noch mehrmals relevant.
Auch scheint das Gerät noch Kinderkrankheiten zu haben, etwa bei den Drahtlos-Funktionen. Während der Testperiode verlor das Razr 40 Ultra hin und wieder die Verbindung zum Internet. Auch Bluetooth kam oft ins Stocken, wenn das Handy geschlossen wurde, einige Male brach die Verbindung sogar komplett ab.
Innen gibt es ein OLED-Screen mit FHD+, der ganze 6,9 Zoll misst und bis zu 165 Hertz Bildwiederholrate erreicht. Der Unterschied zu einem 120-Hertz-Screen ist aber praktisch nicht wahrnehmbar, gerade wenn das Gerät nicht ausnahmslos ruckelfrei läuft. Dafür ist der Screen ordentlich hell und erstaunlich glatt.
Was dafür nicht so ganz gelungen ist, ist der Faltmechanismus an sich. Das Motorola Razr 40 Ultra schliesst zwar komplett flach, der Mechanismus fühlt aber etwas unstabil an.
Ebenfalls wenig begeistern können die Kameras. Motorola verbaut eine 12-MP-Hauptkamera und eine 13-MP-Ultraweitwinkel. Die Resultate sind erwartungsgemäss eher mittelmässig.
Der Akku bringt jedoch trotz relativ geringen 3800 Milliamperestunden eine starke Leistung. Nur bei intensiver Nutzung bringe ich die Prozent-Anzeige an einem Tag auf 0. Das Aufladen dauert mit dem mitgelieferten 30-Watt-Netzteil grob anderthalb Stunden.
Das grosse Versprechen von Motorola
Kommen wir zum Elefanten im Raum: das Aussendisplay. Auch hier liefert Motorola zumindest auf Papier einiges.
Der Aussenscreen misst 3,6 Zoll – mehr als der Bildschirm des allerersten iPhone. Die Auflösung ist äquivalent zum Hauptscreen, zudem verpasst Motorola dem Panel 144 Hertz.
Auf den ersten Blick beeindruckt dieser Screen und wirkt vielversprechend. Das ganze Potenzial wurde hier jedoch noch nicht ausgeschöpft. Klassiker wie Benachrichtigungen lesen, Musik steuern oder Fotos machen, klappen ganz gut. Dies können aber auch Klappnatel mit kleineren Aussenscreens, etwa die von Oppo oder Huawei.
An anderen Stellen wirkt wiederum die Software etwas mangelhaft. Die verfügbaren Widgets für Kalender, Wetter und Telefon sind etwas dürftig gestaltet, der «Startbildschirm» liefert keinen wirklichen Mehrwert.
Das bringt uns schlussendlich zu den Apps. Motorola erlaubt es, jegliche auf dem Gerät installierte Apps auf dem Aussenscreen zu starten. Für den Formfaktor optimiert sind aber praktisch keine. Immerhin kann je zwischen zwei verschiedenen Ansichten gewählt werden, welche beide ihre Vor- und Nachteile haben.
Auf dem Aussendisplay Nachrichten tippen funktioniert, jedoch ist dabei nur die Tastatur zu sehen. Das Resultat ist auch hier potente Hardware, welche von der Software ausgebremst wird. Motorola bietet alle erdenklichen Features, jedoch ohne die meisten zu Ende zu denken.
Unterm Strich stellt sich deshalb zum jetzigen Zeitpunkt die Frage, ob denn ein grosser Aussenscreen überhaupt notwendig ist. Denn mit der aktuellen Software geht schlicht das Potenzial einer grossartigen Nutzererfahrung verloren.
Motorola Razr 40 Ultra – vielleicht beim nächsten Mal
Mit dem Razr 40 Ultra verfolgt Motorola grosse Ambitionen. Auch wenn die verbaute Hardware nach oberer Mittelklasse wirkt, wird das Klappnatel als Flaggschiff platziert. Dies macht sich auch beim Preis merkbar. Das Motorola Razr 40 Ultra kostet hierzulande ganze 1199 Franken.
Einen effektiven Mehrwert für den verhältnismässig hohen Preis bietet Motorola (noch) nicht wirklich. Bleibt abzuwarten, ob grössere Aussenscreens wirklich die Bestimmung der kompakten Klappnatel sind.