«Ich töte dich» - Kita-Kinder spielen «Squid Game» nach
Bei der Erfolgsserie «Squid Game» geht es um scheinbar harmlose Kinderspiele, doch enden sie für die Verlierer tödlich. Jetzt spielen Kinder und Jugendliche die Spiele nach - Erwachsene sind alarmiert.
Das Wichtigste in Kürze
- In einer Kita mit angeschlossenem Hort in Pinneberg bei Hamburg haben Kinder und Jugendliche die blutige Netflix-Serie «Squid Game» nachgespielt.
In einem Brief an die Eltern warnte der zuständige Ansprechpartner der Kita vor der Serie. Sie sei «brutal, gewaltverherrlichend und insbesondere für Kinder verstörend», zitiert der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ) aus dem Schreiben. Alpträume, Ängste und psychische Probleme könnten die Folge sein. «Deshalb unser dringender Aufruf: Lasst eure Kinder nicht diese Serie sehen. Auch nicht, wenn ihr dabei seid.» Die Serie ist mit der Altersfreigabe 16 versehen.
Appell an Eltern
Eine Kitasprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gehe um fünf- bis sechsjährige Kinder in Vorschulklassen und um Schulkinder bis 13 Jahre im Hortbereich. Sie verlangte von den Eltern mehr Verantwortung. «Hier sind Eltern gefordert, eine Schranke zu setzen für ihre Kinder.» Kinder könnten die Brutalität und den in der Serie dargestellten gnadenlosen Konkurrenzkampf nicht verarbeiten. Es sei klar, dass auch kleinere Kinder Hintergrundwissen hätten und wohl mit Eltern oder grösseren Geschwistern die Serie gesehen hätten. Die Kita suche nun das Gespräch mit den Eltern.
Die südkoreanische Serie «Squid Game» ist die bisher erfolgreichste Netflix-Produktion. Dabei wird in neun Folgen die Geschichte von knapp 500 Menschen erzählt, die sich alle hoch verschuldet haben. Sie treten in scheinbar harmlosen Kinderspielen gegeneinander an, um ein Preisgeld in Millionenhöhe zu gewinnen. Doch der makabere Wettbewerb lässt keine zweite Chance zu: Wer es nicht in die nächste Runde schafft, wird umgehend getötet.
Dem Bericht zufolge waren Kita-Erzieherinnen aufmerksam geworden, als sich die Kinder am Ende eines Spiels gesagt hätten: «Ich töte dich». «Ihr fügt euren Kindern seelischen Schaden zu, wenn ihr sie derartiges sehen lasst», warnt der für die Elternarbeit zuständige Ansprechpartner in dem Schreiben.
Auch in Bayern beschäftigt die Serie die Schulen. Nach Angaben des dortigen Landeskriminalamtes (LKA) waren an mindestens drei Grund- und Mittelschulen «Visitenkarten» aufgetaucht, die als Einladung zum «Squid Game» gelten. Das LKA spricht von «vereinzelten verdächtigen Wahrnehmungen im Zusammenhang mit der Fernsehserie». Es seien aber keine Fälle von Körperverletzungen oder Gewalttaten im Zusammenhang mit dem Spiel an bayerischen Schulen bekannt. «Lehrerinnen und Lehrer haben berichtet, dass diese Serie auch an ihren Schulen nachgespielt wird», hatte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, in München der Deutschen Presse-Agentur gesagt.