Fake-Schutz vor 5G: Stoffsack mit Steinen für 100 Franken
Die Angst vor dem Mobilfunkstandard 5G schafft einen neuen Markt. Neben Strahlenschutzanzügen sollen auch mit Steinen gefüllte Stoffbeutel helfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Mobilfunkstandard 5G sorgt weiterhin für heftige Debatten.
- Ebenfalls heftig: Die Kreativität derjenigen, die daraus Kapital schlagen wollen.
- Im Web wird derzeit ein «vor Strahlen schützender» Stoffsack mit Steinen teuer verkauft.
Der neue Mobilfunkstandard 5G ist ein hoch emotionales Thema. Während Befürworter darin grosses Zukunftspotenzial sehen, befürchten Kritiker gesundheitliche Schäden aufgrund erhöhter Strahlenbelastung.
Letzteres führt zu einem neuen Markt: dem Strahlenschutz für den Privatverbraucher. Während spezielle Schutzanzüge theoretisch tatsächlich vor Strahlen schützen können, finden sich hier auch exotischere Produkte. So zum Beispiel ein mit Steinen gefüllter Stoffsack für umgerechnet 107 Franken.
Bei den Steinen im sogenannten «Grounding Bag» handelt es sich um «Tesla-Kristalle». Was genau diese sind, geht aus der Produktbeschreibung nicht hervor. Angeblich hatte der Elektrotechnik-Pionier Nicolas Tesla eine grosse Affinität für Quarz-Gestein. Gut möglich, dass sich der US-amerikanische Anbieter «EMF Rocks» auf solches bezieht.
Die Tesla-Kristalle wehren gemäss Anbieter sämtliche elektromagnetische Strahlung und insbesondere 4G und 5G ab. «Je mehr Sie von diesen Taschen zu Hause oder im Büro haben, desto besser», versichert der Produzent auf seiner Webseite. Dabei müssen die Steine im Beutel bleiben.
Nur wer immer einen Beutel dabei hat, ist sicher
«Wir empfehlen drei Beutel fürs Badezimmer.» Ein zusätzlicher Beutel für unters Bett solle den Strahlenschutz zudem während des Schlafs gewähren.
Wer sich nun in Sicherheit wiegt, hat falsch gedacht: Für unterwegs wird ein zusätzlicher Beutel empfohlen. Diesen solle der Kunde immer möglichst nah bei sich tragen.
Wer also völlig strahlenfrei leben möchte, benötigt insgesamt fünf dieser Beutel. Kostenpunkt: Rund 540 Franken.
Schlecht getarnte Abzocke
In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen entledigt sich das Unternehmen seiner Kaufargumente gleich selbst: «Die Produkte auf unserer Webseite dienen nicht der Behandlung [...] oder Vorbeugung einer Krankheit.»
Wer aufgrund der 5G-Strahlen um seine Gesundheit fürchtet, greift also lieber zum altbewährten Schutzanzug.