Läutet TikTok Facebooks letztes Stündlein ein?

Alexander König
Alexander König

China,

Die App der Videosharing-Plattform TikTok zählt eine Milliarde Downloads. Die kontroverse Software könnte für Facebook zur Bedrohung werden.

TikTok Webapp
Das Logo der TikTok Webapp. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach nur zwei Jahren erreichte TikTok über eine Milliarde Downloads.
  • Das Soziale Netzwerk und Video-Portal stösst jedoch auf viel Kritik.
  • Neben diskriminierender Zensur wird TikTok Spionage vorgeworfen.
  • Unabhängig davon erfreut sich der Dienst grosser Beliebtheit – das dürfte Facebook stören.

Facebook verfügt über rund 1,9 Milliarden Nutzer weltweit. Mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung hat sich dem Sozialen Netzwerk aus den USA angeschlossen. Die USA sind es auch, die mit Plattformen wie Snapchat und YouTube den Markt von Sozialen Netzwerken und Videoportalen anführen.

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Auch die Benutzung von Social Media könnte mit dem IQ zusammenhängen. - Pixabay

Doch diese Position gerät ins Wanken. Auf dem Vormarsch ist die Weltmacht China mit der App «TikTok». Seit das chinesische Unternehmen ByteDance die Plattform Musical.ly für mehr als 800 Millionen Dollar übernommen hat, entwickelte sich der Dienst zu einem veritablen Social-Media-Monster.

Sogar Bundespräsident Ueli Marer besuchte das Unternehmen. Und zwar auf seiner China-Reise in der ersten Jahreshälfte.

App TikTok
Auf einem Smartphone läuft die App TikTok. - AFP/Archiv

USA befürchten Spionage

Die Plattform dient in erster Linie der Veröffentlichung von Videos. Diese dauern normalerweise nicht mehr als 15 Sekunden und sind grösstenteils Karaoke-Einlagen, die mithilfe eines automatisierten Prozesses erstellt worden sind.

TikTok steht aber immer mehr im Zentrum der Kritik. Nicht zuletzt, weil die USA – mit über 100 Millionen TikTok-Nutzern – befürchten, so von den Chinesen besser ausgespäht werden zu können. Kürzlich wurde bekannt, dass darum ein Regierungsgremium die App genauer unter die Lupe nimmt.

TikTok zensiert in China regierungskritische Inhalte

Regelmässig Schlagzeilen machte die chinesische Plattform auch wegen einschneidender Zensur: Es werden politische Inhalte entfernt, die dem Ideal der chinesischen Regierung nicht entsprechen. So zum Beispiel Beiträge zur spirituellen Falun-Gong-Bewegung.

Falun-Gong ist eine chinesische Praktik, die sich Dingen wie moralischer Rechtschaffenheit, Gesundheit und Meditation widmet. Ihre Anhänger werden in China laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International oft mit Gefangenschaft, Zwangsarbeit und Folter bestraft. Teilweise sogar mit Todesfolge. Als Grund für den Hass gegen Falun-Gong-Anhänger wird unter anderem deren Unabhängigkeit vom Staat gesehen.

Falun-Gong-Inhalte werden aber ausschliesslich in China gesperrt. So auch Hongkong-regierungskritische Posts. TikTok beschäftigt seit einer Weile lokale Redaktions- und Zensurteams, die regionale Nutzungsrichtlinien umsetzen.

In der Türkei ist Erdogan-Kritik auf TikTok verboten

Das betrifft dann beispielsweise Inhalte, die den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan kritisch darstellen. Diese sind ausschliesslich in der Türkei verboten.

Türkei Armenier USA Völkermord
Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan, spricht vor dem Parlament (Archivbild). - epa

Homosexuelle dürfen sich auf TikTok nicht zeigen

Sogar global verboten ist die Darstellung von Homosexualität. TikTok behält es sich vor, solche Inhalte zu sperren. Dies auch dann, wenn sie in keiner sexuellen Art gezeigt wird. Einfaches Händchenhalten gleichgeschlechtlicher Personen reicht als Zensurgrund.

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Eingehüllt in eine Regenbogenflagge, steht ein homosexuelles Paar vor dem Brandenburger Tor in Berlin. - dpa-infocom GmbH

Berichte vermuten, dass TikTok dies aus Bequemlichkeit so handhabt: So müsse nicht für jedes Land eine separate Richtlinie bezüglich Homosexualität erstellt werden. Denn auch heute noch ist diese sexuelle Orientierung in vielen Ländern gesellschaftlich geächtet oder gar rechtswidrig.

Dennoch sorgt dieser Umstand für hitzige Diskussionen. Viele vermuten, dass TikTok so nur die chinesischen Konventionen globalisieren will. Eine Milliarde Downloads bestehen aber. Und die sind nicht alle aus China.

Facebook in der Klemme?

«TikTok, TikTok!» Hat Facebooks letztes Stündlein also nun geschlagen? Noch steht der soziale und technische Nutzen im Vordergrund. Sollte das Image der China-App weiter leiden, darf sich Zuckerberg weiterhin in Sicherheit wähnen.

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