Samsung schummelt bei Galaxy S20 Kamera-Spezifikationen
Das Wichtigste in Kürze
- Samsung verwendet dreiste Marketingtricks, um seine Kameras besser aussehen zu lassen.
- Das S20 verfügt über keinerlei Teleobjektiv, der «Hybrid-Zoom» ist rein digital.
- Das S20 Ultra hat zwar ein Teleobjektiv, dafür wird bei der Zeitlupe getrickst.
Am vergangenen Dienstag wurde das Samsung Galaxy S20 vorgestellt. Samsung scheut weder Kosten noch Mühe, wenn es um die Präsentation seiner neuen Modelle geht. Ein Grossteil der 45-minütigen Vorstellung wurde von den neuen Kameras geredet. Jetzt stellt sich heraus, dass viel Marketing-Kalkül und wenig technische Neuerungen dahinter stecken.
Samsung Galaxy S20 ohne Teleobjektiv
«Teleobjektiv mit 30x Hybrid-Zoom» hiess es an der Präsentation. Wirft man einen Blick in die technischen Spezifikationen, entpuppt sich das als Marketing-Masche. Die drei Objektive von Samsung Galaxy S20 und S20+ verfügen über Bildwinkel von 120, 79 und 76 Grad. Einen eingebauten optischen Zoom hat keines der drei Objektive.
Samsungs angebliches «Teleobjektiv» hat einen Bildwinkel von 76 Grad und ist damit ein simples Weitwinkelobjektiv. Der angebliche «Hybrid-Zoom» ist ein ganz normaler Digitalzoom. Selbst vom 120-Grad-Objektiv zum 76-Grad-Objektiv erhält man nicht einmal Zoomfaktor 3.
Man könnte meinen, dank 64 Megapixeln im «Teleobjektiv» könne man den optischen Zoom ja einfach durch Digitalzoom ersetzen. Doch dem ist leider nicht so. Die Brennweite –verantwortlich für den Bildwinkel – hat einen wesentlichen Einfluss auf das Bild. Fotografiert man mit einem Weitwinkelobjektiv beispielsweise ein Gesicht, so werden Nase und Stirn grösser dargestellt als bei einem Teleobjektiv.
Teleaufnahmen lassen Objekte «flacher» erscheinen und vermitteln weniger Bildtiefe. Dieser Effekt wird von Fotografen gerne eingesetzt. Beim digitalen Vergrössern einer Weitwinkelaufnahme entsteht der Effekt nicht.
S20 Ultra ohne Superzeitlupe
Das Samsung Galaxy S20 Ultra hingegen hat mit 24 Grad Bildwinkel ein echtes Teleobjektiv. Damit kommt das Spitzenmodell auf einen optischen Zoomfaktor von 8, wenn man es mit dem 120-Grad-Ultraweitwinkel vergleicht. Ansonsten hat der angebliche 100x-Zoom ebenso wenig etwas mit «Hybrid» zu tun wie beim Basismodell. Das Objektiv hat keinen optischen Zoom verbaut, der Zoom wird digital gerechnet.
Beim S20 Ultra gibt es dafür andere Probleme: Angeblich sollen alle S20-Modelle Ultrazeitlupe mit 960 Bildern pro Sekunde (FPS) aufnehmen können. Das stimmt für das S20 und S20 Pro, nicht aber fürs S20 Ultra. Samsung versteckt die Wahrheit im Kleingedruckten:
«Beim Galaxy S20 Ultra können Nutzer etwa 1 Sekunde Video mit 480 FPS aufnehmen und digital auf 960 FPS erweitern.»
Smartphone-Kameras bleiben mittelmässig
Samsung verwendet dreiste Marketingtricks, um seine Kameras besser aussehen zu lassen. Um die beeindruckenden Spezifikationen zu erreichen, wird bei den Bildern mächtig digital nachgeholfen. Dank KI-Unterstützung hilft die Software, Bilder gut aussehen zu lassen, aber die Kameras an sich bleiben mittelmässig.
Dies erklärt dann auch, warum Profifotografen lieber mit einer 20-Megapixel-Spiegelreflexkamera fotografieren als mit einem 108-Megapixel-Smartphone. Ein guter Bildsensor muss nach wie vor gross sein, um viel Licht aufnehmen zu können. Und eine gute Optik besteht aus einer Menge Glas, die in einem dünnen Smartphone einfach keinen Platz findet.