Zehntausende deutsche Bürgerdaten auf SSD-Speicher bei eBay entdeckt
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland ist wurde eine SSD verkauft, welche Bürgerndaten gespeichert hatte.
- Das Landratsamt Coburg bestätigte am Freitag den Vorfall.
- Offenbar kam ein ungeeignetes Löschverfahren zum Einsatz.
Das war nicht so bestellt: Nach dem Kauf eines vermeintlich neuwertigen Speichermediums zum Schnäppchenpreis auf eBay stösst der Käufer auf Zehntausende teils persönliche Behördendaten von Bürgern.
Wie das IT-Fachmagazin «c't» berichtet, befanden sich auf der als neuwertig verkauften SSD nicht nur unverschlüsselte persönliche Daten von Bürgern, sondern auch interne Mails der Behörde. «Unser Leser staunte nicht schlecht, als die angeblich neuwertige SSD vom eBay-Händler vollgestopft mit Behördenakten bei ihm im Briefkasten landete», sagte Georg Schnurer, Chef vom Dienst des Magazins. Dieser hatte sich unverzüglich an die «c't»-Redaktion gewandt, die der Sache nachging.
Landratsamt bestätigt Vorfall
Das Landratsamt Coburg bestätigte am Freitag den Vorfall. Anhand der Seriennummer sei die fragliche SSD-Platte tatsächlich dem ehemaligen Bestand der Behörde zuzuordnen, hiess es in einer Mitteilung. Nach momentaner Kenntnis sei aber davon auszugehen, «dass die Daten der SSD nicht in die Öffentlichkeit gelangt sind, da der Käufer der Platte dankenswerterweise sehr umsichtig gehandelt hat».
Wie «c't» zuvor berichtet hatte, war das Speichermedium aus dem Bestand der Behörde nach technischen Problemen im Sommer an einen IT-Dienstleister gegangen, der auch eine Löschbescheinigung für die defekte SSD ausgegeben hat. Beim Austausch sei es dann zu einer «Datenpanne» gekommen, bestätigte die Behörde.
Entgegen der vertraglichen Abmachungen sei von der Herstellerfirma beziehungsweise deren Mitarbeiter offensichtlich keine ordnungsmässige Löschung der Daten erfolgt, obwohl ein Löschzertifikat vorgelegt worden sei.
Ungeeignetes Löschverfahren
Nach Recherchen der «c't» habe sich herausgestellt, dass dabei ein Löschverfahren angewendet wurde, das zwar für magnetische Speicher, aber nicht für SSDs geeignet gewesen sei. In der Folge seien zahlreiche Daten auf verschiedenen Sektoren unberührt geblieben. Die Behörde habe zudem beim Erwerb nicht auf einen sogenannten Festplattenverwurf bestanden.
Damit sei die ausgetauschte Festplatte wieder in den Besitz des Lieferanten übergegangen. Dieser habe sie einer einfachen Funktionsprüfung unterzogen und dann als B-Ware weiter an einen gewerblichen Händler verkauft, schreibt die «c't».
Daten von Jugendamt betroffen
Als besonders heikel stellte sich bei dem Fund heraus, dass eine Mitarbeiterin der Zulassungsstelle offenbar parallel auch für das Jugendamt des Landratsamts Coburg tätig war. Rekonstruiert werden konnte auf der SSD demnach auch «jede Menge hochsensibler Korrespondenz in Jugendamtsangelegenheiten, darunter Daten zu Betreuungsverhältnissen, Heimunterbringungen und Unterhaltsfragen», heisst es in dem «c't»-Bericht.
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls am 18. November hat das Landratsamt nach eigenen Angaben die Kriminalpolizei Coburg eingeschaltet. «Mittlerweile hat die Generalstaatsanwaltschaft Cyberkriminalität Bamberg und die KPI Bamberg den Fall übernommen.» Zeitgleich sei der Bayerische Landesdatenschutzbeauftragte informiert worden. Die Ermittlungen dauerten an.