Abschaffung vererbter Sitze im britischen Oberhaus rückt näher
Das britische Oberhaus stimmt für die Abschaffung der Erbtitel. Davon sind 92 Mitglieder betroffen.
Im britischen Oberhaus – dem House of Lords – soll es fast 100 Abgeordnete weniger geben. Die Mitglieder stimmten nach stundenlanger Debatte am späten Mittwochabend in zweiter Lesung dafür, die Erbtitel abzuschaffen.
Betroffen sind 92 Mitglieder, deren Sitze teilweise seit Generationen über den Vater vererbt werden. Aber auch im 20. Jahrhundert wurden noch «hereditary peers» ernannt – etwa Generalfeldmarschall Bernard Law Montgomery sowie der ehemalige Premierminister Clement Attlee, dessen Enkel noch immer einen Sitz hält.
Zweitgrösste Parlamentskammer der Welt
Das House of Lords mit etwa 800 nicht gewählten Mitgliedern gilt als grösste Parlamentskammer der Welt nach dem chinesischen Volkskongress. Die meisten Abgeordneten werden von den politischen Parteien auf Lebenszeit ernannt.
Das führt oft zu Vorwürfen von Vetternwirtschaft, nachdem zuletzt etwa Boris Johnson als damaliger Premierminister mehrere Vertraute ins Oberhaus berufen hatte.
Konservative sprechen von Klassenkampf
Die neue Regierung von Premierminister Keir Starmer hatte versprochen, die Kammer zu reformieren. In einem ersten Schritt sollen die 92 «hereditary peers» wegfallen.
Vor allem konservative Gegner kritisierten das Vorhaben in der Debatte als Klassenkampf und Rache des Sozialdemokraten Starmer. Mehr als die Hälfte der Erbtitel wird von Konservativen gehalten.
Der Gesetzentwurf wird zunächst in Ausschüssen beraten. Sollte die Kammer ihn dann auch in einer dritten Lesung bestätigen, tritt er in Kraft. Das Unterhaus hatte der Änderung bereits zugestimmt.