Adolf Hitler: Öffnung des «Hitler-Balkons» in Wien gefordert
Auf dem «Hitler-Balkon» kündigte Adolf Hitler einst den «Anschluss» Österreichs an. Der seit Langem tabuisierte Ort soll jetzt wieder öffnen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Wien fordert man die Öffnung des «Hitler-Balkons» auf dem Heldenplatz.
- Für Interessierte sollen Führungen und Auseinandersetzungen mit dem Ort stattfinden.
- In einer Umfrage hat sich eine Mehrheit für die Öffnung ausgesprochen.
1938 sprach Adolf Hitler auf dem Balkon der Hofburg und teilte den «Anschluss» Österreichs an das Deutsche Reich mit. Der sogenannte «Hitler-Balkon» wurde später dann tabuisiert. Doch jetzt soll er wieder zugänglich werden.
Denn die Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich (HdGÖ), Monika Sommer, will ihn künftig für Besucher öffnen. «Ein Betretungsverbot wie bisher ist kein angemessener Umgang», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Der Platz biete sich an, um «über die Demokratie als Gegengewicht zu diktatorischen Entwicklungen aufzuklären». Allein der Blick von dort auf das Kanzleramt, das Parlament, den Amtssitz des Bundespräsidenten und das Wiener Rathaus sei geeignet.
Führungen am Ort der «Anschluss»-Rede von Adolf Hitler
Sommer möchte in einem ersten Schritt «Führungen für angemeldete Interessierte» an dem durch Adolf Hitler tabuisierten Ort durchführen. Eine klare Mehrheit habe sich für eine Öffnung und Auseinandersetzung mit diesem historisch belasteten Ort ausgesprochen. Das geht aus einer Umfrage unter den Besuchern des HdGÖ hervor.
Mit ihrem Vorstoss, den Balkon in das Ausstellungsareal des HdGÖ zu integrieren, möchte Sommer diesen tabuisierten Ort neu definieren. «Auch 76 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft sorgen NS-kontaminierte Häuser für heftige Debatten.»
Wichtiges Symbol
Eine geöffnete Terrasse der Neuen Burg «wäre ein wichtiges Symbol für einen neuen Umgang der Republik mit diesen verstörenden Orten». So könnte das offizielle Österreich am Heldenplatz ein Zeichen zukunftsorientierter Geschichtspolitik und Demokratiebildung setzen.
Das erst vor zwei Jahren eröffnete HdGÖ ist das einzige grössere zeitgeschichtliche Museum Österreichs. 2019 hatte es mehr als 100'000 Besucher.
Der Historiker Dirk Rupnow hatte die geringe Ausstattung mit nur 15 Vollzeit-Stellen und einem Budget von 1,2 Millionen Euro kritisiert. «Es fehlt immer noch bzw. erneut ein klares politisches Bekenntnis zu einem zentralen österreichischen Museum für die Republik- und Zeitgeschichte ab 1918», so Rupnow.