Ahrtal: Über halbe Milliarde Euro Sachschäden für Wirtschaft
Kleingewerbetreibende sind im Ahrtal von der Flutkatastrophe besonders stark betroffen. Für das Gastgewerbe in der vom Tourismus lebenden Region sind die Schäden verheerend.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat bei den dortigen Unternehmen laut einer Schätzung Sachschäden von mehr als einer halben Milliarde Euro angerichtet.
Ein grosser Anteil der geschätzten Schadenssumme von etwa 560 Millionen Euro entfalle auf Gebäude, aber auch Maschinen, Werkzeug und zerstörte Ware seien bei der Schätzung berücksichtigt, teilten die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (HwK) Koblenz am Montag mit. Im Ahrtal sind den Angaben zufolge rund 800 IHK-zugehörige Mitgliedsunternehmen sowie 800 HwK-Mitgliedsunternehmen von dem Hochwasser betroffen. Beim Grossteil (71 Prozent) dieser Unternehmen handele es sich um Kleingewerbetreibende.
Besonders schwer seien Gastgewerbe und die Hotellerie mit rund 11.000 Betten im Kreisgebiet getroffen worden. «Die Region lebt stark vom Tourismus», sagte Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz. «Erst die Schliessungen durch die Corona-Pandemie und nun diese Naturkatastrophe: Für die Wirtschaft, und insbesondere die Händler, Hoteliers und Gastronomen entlang der Ahr, ist dieses Unwetter verheerend.»
Die finanzielle Situation sei angespannt, denn viele Betriebe hätten keine Elementarversicherung, und Reserven seien vorher schon aufgebraucht gewesen, sagte er weiter. Die IHK stehe im engen Austausch mit dem Wirtschaftsministerium, denn nun sei eine schnelle und unbürokratische Unterstützung der betroffenen Unternehmen nötig. Die Soforthilfe von 5000 Euro sei dabei ein erster wichtiger Schritt. Aber auch Zuschüsse und Förderprogramme müssten schnell zur Verfügung gestellt werden. «Ganz zu schweigen von der Wiederherstellung der Infrastruktur, ohne die die Unternehmen ihre Tätigkeiten nur teilweise oder überhaupt noch nicht wieder aufnehmen können», betonte er.
HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich erklärte, ganz wichtig sei nun die Koordination der angelaufen Hilfsmassnahmen. «Es kommt jetzt sehr darauf an, die überwältigende Hilfsbereitschaft der Handwerkerinnen und Handwerker aus ganz Deutschland sinnvoll zu koordinieren», sagte er. Dringend gebraucht würden finanzielle Unterstützung und logistische Kapazitäten, um die Helfer vor Ort mit den notwendigen Materialien zu versorgen.